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Architektonisches Vermächtnis

Ein deutscher Architekt vollendet Zaha Hadid’s Vision

Foto: Architekturbüro Zaha Hadid

Sie war eine der anerkanntesten und kreativsten Architekten der Welt– die 2016 verstorbene Zaha Hadid. Ihre Entwürfe zeichnen sich durch atemberaubende Ästetik und fließende, kinetische Formen aus. Vor allem in Asien hat sie zahlreiche ihrer Visionen umsetzen können. Viele Projekte, die sie noch zu Lebzeiten skizziert oder deren Konstruktuion sie initiiert hat, erreichen in den kommenden Monaten die Phase der baulichen Fertigstellung. So auch die 45.000 Quadratmeter große Metrostation im King Abdullah Finanzviertel der saudischen Hauptstadt Riyadh, die Mitte 2024 geöffnet wird.

Der große Bahnhof, Siegerentwurf eines 2013 durchgeführten Wettbewerbs, ist als zukünftiger Umsteigepunkt angelegt. Hier werden einmal drei Metro-Linien und die Einschienenbahn des Finanzviertels aufeinandertreffen. Sicherlich wird die Station das architektonische Highlight unter den insgesamt 85 Haltestellen sein, die Riyadh in den kommenden Jahrzehnten als nachhaltiges und ressourcenschonendes Verkehrsmittel erschließen wird.

Bei der Fassade des Gebäudes ließ sich Zaha Hadid vom Wüstensand inspirieren und sie ist ein wunderschönes Beispiel für die fließende Architektur ihrer Entwürfe. Erstaunlich ist, das das Vermächtnis der großartigen Designerin von einem deutschen Architekten fortgeführt wird, denn Deutschland ist alles andere als ein kreativer Hotspot für zeitgemäße Architektur. Fast 30 Jahre war der Bonner Architekt und Philosoph Patrik Schumacher mit Zaha Hadid beruflich verbunden; seit 2002 ist er Partner ihres Architekturbüros in London und wurde (so ein Zitat von Hadid) zu einer ‘unglaublichen Bereicherung’ ihrer Arbeit. Hadid wie Schumacher stehen für die Übersetzung natürlicher, kinetischer Vorgänge in Architektur.

Die Gesamtkomposition der neuen Metro-Station in Riyadh erinnert an die Muster, die der Wüstenwind in der Natur erzeugt, wo multiple Frequenzen und Nachhall komplexe Wiederholungen in natürlichen Formationen erzeugen

Architekturbüro Zaha Hadid

Hinter den natürlichen Linien des Metrogebäudes steht ein alter, organischer Grundsatz des Designs. Auch hier folgt die Form der Funktion. So wurde der voraussichtliche Schienen-, Auto- und Fußgängerverkehr modelliert, kartiert und strukturiert, um die interne Zirkulation zu optimieren und Staus zu vermeiden. Bei der Simulation der Fußgängerströme entstand in grafischer Visualisierung eine sich dynamisch ändernde Wellenform. Fahrgäste wie Sandkörner, die in ihrer Vielzahl Dünen entstehen lassen, je nach Tageszeit in unterschiedlichen Formen und Richtungen, ständig in Bewegung. Diese Erkenntnis beeinflusste zusammen mit der Beobachtung des Sandes in der Wüste das Äußere des Bahnhofs, wo die Fassadenstruktur die Sonneneinstrahlung reduziert und eine geometrische Perforationen das Bauwerk mit seiner Umgebung kontextualisiert.

Herausragende Architektur ist die Verbindung von künstlerischer Gestaltung, visionärer Kraft und innovativer Bautechnik mit der Verwurzelung des Baukörpers in der lokalen Umgebung und Kultur. Deshalb zitiert die Außenfassade der King Abdullah Metro-Station die traditionelle arabisches Maschrabiyya-Architektur. Das sind die dekorativ gearbeiteten Holzgitter, die Reisende im Nahen Osten auch heute noch häufig sehen können – als aufwendig geschnitzte Gitterschranken in Moscheen, aber auch als Sichtschutz an den Fenstern und Balkonen traditioneller Wohngebäude. Berühmt dafür ist die Altstadt von Jeddah – gern lesen Sie hier  #saudimag  mehr darüber.

Die fünfstöckige Metro-Station besteht aus sechs Bahnsteigen und ist mit einer Reihe von Fußgängerbrücken an das nahe gelegene King Abdullah Finanzviertel angebunden, einem kompakten Neubaugebiet von Riyadh, wo in den letzen Jahren 61 Wolkenkratzer entstanden sind, geplant von anerkanngten Architekur-Studios wie dem saudischen Büro Omrania, den US-Studios SOM, Gensler und HOK sowie den britischen Studios Callison RTKL und Foster + Partners #

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