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Noura Binsaidan:

Diese Streetart-Künstlerin müssen Sie kennenlernen

Fotos: Noura Binsaidan, Redaktion

Das Graffito einer jungen Frau, eine Kombination aus Malerei und einer ausladenden Pflanze, ist zu einer Ikone der Street-Art in Saudi-Arabien geworden. Das gern fotografierte Kunstwerk schmückt eine prominente Ecke im Vergnügungsviertel BLVD RUH, der Boulevard Riyadh City. Es ist ein Werk von Noura Binsaidan, der momentan angesagtesten Graffiti-Künstlerin des Königreichs.

Die saudische Street-Art-Bewegung ist ein starker Trend, mit auffälligen und oft hochwertigen Wandgemälden, die in vielen Städten Farbe versprühen. Graffiti galt früher als urbaner Schandfleck, aber die Straßenkünstler und ihre Farbdosen beweisen, dass es sich um eine Spielart der Kunst handelt. Die Regierung fördert mittlerweile Street-Art; sei es, dass lokale Gemeinden Werke in Auftrag geben oder Ausstellungen organisieren, um den Tourismus anzukurbeln.

Die Graffitikünstlerin Noura Binsaidan ist nicht die erste, die überlebensgroße Wandbilder schafft, aber ihre Kunst ist herausragend, hat sie doch oft ein gewisses Extra – zum Beispiel die Kombination mit Pflanzen. Ihre Werke sind an den Wänden der Stadtteile von Khobar zu sehen, viele davon hat sie durch das Erklimmen von Baugerüsten geschaffen. Sie hat Stunden auf einem selbst betriebenen Kran zugebracht, um die Wände des Riyadh City Boulevards mit 16 Wandbildern der bekanntesten Sänger und Schriftsteller der Region zu versehen.

Ich möchte Wandbilder an allen touristischen Attraktionen an wichtigen Orten in Saudi-Arabien anbringen, um für mein Land zu werben, und meine Kunst auch außerhalb Saudi-Arabiens zeigen

Noura Binsaidan, Künstlerin

Noura Binsaidan hat sich auf Straßenkunst spezialisiert und ist eines der Talente, die von NEOM im Rahmen der Kampagne #IamTheChange anlässlich des saudischen Nationalfeiertags gefeiert werden. Mit dem Begriff Graffiti kommt die Künstlerin selbst gar nicht so ganz klar. Ihre Arbeit sei kein Graffiti im herkömmlichen Sinne, erzählt sie. “Ich habe in Spanien einen Maler getroffen, der mir sagte, ich solle mich nicht als Graffiti-Künstlerin bezeichnen, weil das negativ konnotiert sein kann. Also sage ich jetzt, es ist Wandmalerei. Es ist öffentliche Kunst. Es ist Straßenkunst.“ Tatsächlich fehlt ihr das subversive Element, das verbotene, das Risiko. Vielleicht auch die Aufmüpfigkeit, die bei Graffiti immer etwas mitschwingt. Die DNA von Street-Art ist das Prinzip ‚Aussage vor Gestaltungsqualität‘ könnte man sagen. Die Werke von Noura Binsaidan sind hingegen wahre Gemälde, die Planung in der Umsetzung brauchen, man kann sie nicht heimlich produzieren. In ihren Werken verbindet sie bildende Kunst und Modernismus: „ich stelle dunkle Schatten und Licht einander gegenüber. Ich verwende viel Farbe und Blumen und auch traditionelle saudische Elemente, insbesondere den Najdi- und Assiri-Stil und Muster“, sagt sie. Eine der größten Errungenschaften der Künstlerin war die Verwirklichung ihrer Magisterarbeit, in der sie graue Straßen in bunte Farben verwandelte. „Am stolzesten bin ich auf das Wandbild, das ich an der Unterführung der King Khalid Road in Riad gemalt habe“, sagt sie; „ich möchte Wandbilder an allen touristischen Attraktionen an wichtigen Orten in Saudi-Arabien anbringen, um für mein Land zu werben, und meine Kunst auch außerhalb Saudi-Arabiens zeigen – London oder Miami sind mein Traum, weil sie eine wirklich internationale Kunstszene haben.”

Man hört auch hier wieder heraus, was so offensichtlich ist im Saudi-Arabien dieser Tage: Junge Menschen hierzulande sind ihrer Regierung dankbar, für einen westlichen Beobachter ein mehr als ungewohntes Bild. Aber Saudis, die heute um die 30 sind – ein riesiger Anteil an der Gesamtbevölkerung – erinnert sich gut an die Zeit vor nicht einmal zehn Jahren, als religiöser Fundamentalismus das Leben diktierte, als es keine Kinos gab in diesen Land und eine Verschleierungspflicht für Frauen. Noura Binsaidan hat einen Abschluss in Kunst gemacht, denkbar erst durch die neuen Freiheiten im Königreich. Schon in der Schule war sie von Straßenkunst begeistert. In dieser Zeit versuchte sie zum ersten Mal, mit Ölfarben auf eine große Leinwand zu malen. Heute hat sie die Pinsel durch Sprühdosen ersetzt und ist Teil einer kleinen, aber wachsenden Gemeinschaft von saudischen Graffiti-Künstlerinnen. Wenn sie nicht gerade daran arbeitet, ihre leidenschaftlichen Projekte an Wänden im ganzen Königreich anzubringen, arbeitet sie an Branding- und Marketingprojekten, leitet Kunstworkshops und stellt ihre Werke in Kunstgalerien aus.

Sie will sich dabei nicht auf den Rahmen der Leinwand beschränken – “Always dream big“ sagt sie. Sie ist immer bereit, neue Dinge zu entdecken, neuerdings steht sie auf Live-Malerei, denn so hat sie die Möglichkeit, ein großes Publikum zu erreichen und dessen Reaktionen direkt einzufangen und künstlerisch zu verarbeiten.

Für Ihre Kunst hat sich nicht nur die Wandmalerei in großen Dimensionen entwickelt, sie hat sich auch ganz bodenständisches, handwerkliches Können angeeignet – wie das Bedienen großer Arbeitsbühnen. Denn als Selbstfahrerin fällt ihr das Zeichnen einfacher, weil sie sich so darauf verlassen kann, dass sie überall schnell hinkommt, wenn der kreative Flow sie in eine bestimmte Ecke treibt…bis zu 30 Meter hoch.

Für die 16 Wandgemälde für die Riyadh Season, einen vollgepackten Jahreskalender mit Kunst-, Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen, benötigte sie nur 21 Tage um sie fertigzustellen. Auf die Frage, wie sie das sieht, dass ihre Werke Teil des Marketings für die Riyadh-Saison seien, sagt sie: „Ich bin sehr stolz darauf, dass meine Wandgemälde zu den wichtigsten Wahrzeichen des Boulevards gehören. Das ist etwas, worauf ich stolz bin, und es macht mich wirklich glücklich“. Letztendlich hat alle Kunst einen Förderer, sei es der Kunstmarkt mit seiner Galerieszene oder einen Auftraggeber #

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