Neuer Chef für Neom

Will das Königshaus mehr Kontrolle über die Baukosten?
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Foto: Redaktion

Erstaunliches hören wir in diesen Tagen aus NEOM. In einer offiziellen Erklärung gibt die Projektgesellschaft der riesigen Entwicklungsregion am Roten Meer zum einen den Rücktritt seines CEO bekannt. Zum anderen weist man auf den Einstieg in eine neue Phase der Umsetzung hin. Analysten, Angestellte und Journalisten fragen sich, was das zu bedeuten hat: „Der Vorstand von Neom hat heute die Ernennung von Ingenieur Aiman Al-Mudaifer zum amtierenden CEO des Unternehmens bekannt gegeben, der die Leitung nach dem Rücktritt von Ingenieur Nadhmi Al-Nasr übernehmen wird“.

Zuletzt gab es Gerüchte über einen ausnehmend autoritären Führungsstil von CEO Al-Nasr, wohl ausgelöst durch den enormen Druck, der auf der Umsetzung des Giga-Projekte lastet. Immerhin gibt es mittlerweile auch faktisch ein paar Hinweise darauf, daß der Projeketfortschritt hinter dem Zeitplan zurück liegt. Wie wir aus der Region hören, mangelt es an Arbeitskräften, Material und Finanzen, um all die gleichzeitigen Baustellen fernab größerer logistischer Strukturen termingerecht zu befeuern. Es sei gut denkbar, daß man bei den Bauarbeiten eine neue Prioritätenliste entwickeln müsse, um nacheinander statt gleichzeitig zu bauen.

Nadhmi Al-Nasr war seit 2017 CEO der Neom-Entwicklungsgesellschaft, als er die Nachfolge von Klaus Kleinfeld antrat, wecher in den Neom-Aufsichtsrat wechselte. Der neue CEO Aiman Al-Mudaifer kommt aus der lokalen Immobilienabteilung des Public Investment Fund (PIF), also dem Geldgeber, der den Großteil der Finanzierung für Neom bereitstellt. Die Entwicklungskosten der NEOM-Region sind in den letzten Jahren von ursprünglich 500 Milliarden Dollar auf aktuell prognostizierte 2 Billionen Dollar gestiegen – das übersteigt die die gesamten Möglichkeiten des PIF, der über Vermögenswerte von rund 1 Billion Dollar verfügt, um das Doppelte. Es liegt nahe, dass der Kronprinz von Saudi-Arabien, Mohammed bin Salman (MBS), über den neuen CEO eine strengere Kostenkontrolle über die Leitung von Neom erlangen will.

Seit Beginn der Projektierung gibt es zahllose Gerüchte über den Sinn und Zweck der Bauprojekte in NEOM – noch zusätzlich befeuert durch eine verquere Kommunikationspolitik der Saudis. So gibt es auch bei der Neom-Entwicklungsgesellschaft, einem Riesenunternehmen, offensichtlich keine professionelle Presseabteilung. Das mag man einem Land nachsehen, daß seit 50 Jahren keine freie Presse kennt. Aber bei einem Unternehmen, dessen Management zu einem großen Teil aus Briten und anderen Westlern besteht, fällt Verständnis schwer. Pressearbeit ist in Neom vor allem: Schweigen. An die Welt wendet sich nur die Werbeabteilung von Neom, mit Hochglanz-Animationen aus den Computerparks der besten britischen und amerikanischen Werbegenturen. Dienstleister und Bauunternehmen sind offensichtlich zu totalem Schweigen verpflichtet. Selbst wenn es gute Nachrichten über das Projekt gibt, wie beispielsweise Nominierungen für Auszeichnungen und die Anerkennung der Arbeit von Neom im Bereich der sozialen Verantwortung, geben die Unternehmen keine Informationen weiter. Eine solche Kommunikationspolitik wird dem visionären Anspruch von Neom sicherlich nicht gerecht und ist Öl ins Feuer aller Kritiker. Nicht zuletzt ist es konzeptionell geplant, daß zahlreiche Bauprojekte in der Region nicht mit saudischem Geld, sondern durch ausländische Investitionen realisiert werden. Diese liegen hinter den Erwartungen mehr als deutlich zurück – eigentlich kein Wunder bei der saudischen Null-Kommunikationspolitik, die wenig Vertrauen aufbaut, um Investoren zu überzeugen.

Nadhmi Al-Nasr hat das Gigaprojekt im Stadium der Computeranimation übernommen und vor Ort in rund sechs Jahren riesige Schritte für die Realisierung getan. Wie das Projekt jetzt weitergeht, werden wir bei #SaudiMag wie gehabt gespannt und wohlwollend aus der Provinzhauptstadt Tabuk beobachten – also rund eine Autostund von Neom entfernt #

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