Fotos: Equinox, NEOM-Entwicklungsgesellschaft, Mark Foster Gage Architects
Träume, Visionen, Computeranimationen – davon gibt es in Saudi-Arabien reichlich. Bereits im Frühjahr wurden neue Pläne für eine Reihe weiterer, hochwertiger Einzelprojekte entlang der Küste von NEOM bekannt. Eines davon ist das Lagunen-Resort Treyam, das in Sichtweite der geplanten Mega-Stadt The Line entstehen soll, an einer bisher vergessenen Bucht zwischen der Steinwüste und dem glasklaren Wasser des Roten Meeres.
Architekt des architektonischen Wunderwerks, das sich über eine 450 Meter lange brückenartige Struktur erstreckt und 40 Meter über der ruhigen Lagune schwebt, ist der Avantgarde-Designer und Yale-Professor Mark Foster Gage aus New York. #SaudiMag hat bereits über die Architektur von Treyam #Saudimag berichtet.
Soeben stellt sich nun auch der zukünftige Hotelbetreiber vor. Es ist das Fitnessunternehmen Equinox Holdings aus den USA. Gegründet als Betreiber einer Kette hochwertiger Fitness-Studios, weitet das Unternehmen seit 2016 seine Aktivitäten auf die Entwicklung der Marke „Equinox Hotels“ aus. Bisher gibt es allerdings nur ein laufendes Hotel in New York City, wo unter dem Slogan „For those who want it all“ („Für die, die alles wollen)“ Lifestyle, Fitness und höchster Luxus zusammenkommen. Jedes Zimmer bietet maßgeschneidertes Wohlfühldesign und ein firmeneigenes Schlafsystem, das den Aufenthalt zu einem“ Tempel der Verjüngung“ machen soll – so beschreibt es CEO Christopher Norton. Treyam in NEOM ist eines von 33 geplanten Hotels, und das erste umfassende Resortprojekt der US-Amerikaner.
Unsere Partnerschaft mit NEOM unterstreicht unser gemeinsames Engagement für Innovation, Nachhaltigkeit und die Neudefinition der Grenzen der Gastfreundschaft
Christopher Norton, CEO Equinox Hotels
Auch Treyam soll geräumige Gästezimmer und Suiten, dazu kulinarische Konzepte von Weltklasse und ein Spa mit „Langlebigkeits- und Technologiebehandlungen“ zur Förderung von Gesundheit und Leistung umfassen. Dazu kommt, als Kern des Konzepts, ein charakteristischer Equinox Fitness Club. Schaut man sich die Vision des Architekturbüros an, kann man sich leicht all die Instagram-Stories vorstellen, die die Reichen, Schönen und Fitten vom Rand des gigantischen Pools posten werden. Beziehungsweise auf der Socialmedia-Plattform, die dann angesagt sein wird, wenn das Resort einmal fertig ist. Denn im Augenblick ist all das eine großartige Vision, aufgehängt an den kühnen Zeichnungen des Architekten, die das Projekt wie ein Raumschiff aus einer anderen Dimension erscheinen lassen:
Die großartige Vision eines herausragenden Architekten, guter Wille und die Hoffnung auf frisches Geld aus den USA – mit dieser Mischung werden aus den Skizzen vielleicht irgendwann einmal Gebäude
„Bei NEOM ging es schon immer darum, Pionierarbeit für das Außergewöhnliche zu leisten“, daran erinnert Jeremy Lester, bei NEOM federführender Direktor für die Entwicklung der Region am Roten Meer, „das Equinox Resort Treyam verkörpert die Konvergenz von Innovation und Luxus, und diese Partnerschaft wird nachhaltige Gastfreundschaft neu definieren, wobei der Schwerpunkt auf wirklich eindringlichen Erlebnissen und aktiven Lebensstilen liegt.“
Auch Chris Newman, Executive Director der NEOM Hotel Division, sieht im Engagement der Equinox-Gruppe einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg dahin, internationale Luxusgastronomie mit der Schönheit von Magna zu verbinden: „Dieses Resort wird ein Beispiel für transformativen Luxus sein und unverwechselbare und inspirierende Erlebnisse bieten. Die Gäste werden die Möglichkeit haben, sich voll und ganz auf diesen außergewöhnlichen Ort einzulassen, in dem jedes Detail darauf ausgerichtet ist, ihr Wohlbefinden zu steigern, ihre Reise zu verbessern und einen leistungsstarken Lebensstil zu unterstützen.“
Dieses Resort wird ein Beispiel für transformativen Luxus sein und unverwechselbare und inspirierende Erlebnisse bieten
Chris Newman, Executive Director der Hotelentwicklung in NEOM
Wie man an den offiziellen, geschliffenen Statements der Verantwortlichen schon erkennen kann: Hier wird jedes Wort sehr genau überlegt und geplant. Das steht im starken Kontrast zur Planungstiefe des Projekts selbst. Denn: Einen Fertigstellungs- oder Bezugstermin konnten auf Nachfrage von #SaudiMag weder die NEOM Entwicklungsgesellschaft in Riyadh, noch die Pressestelle der Equinox-Gruppe in New York nennen. Daß man dieses im Bau- und Hotelgewerbe wichtige Planungsziel nicht kennt oder im besten Falle nicht sagen will, trübt das Vertrauen in das Treyam-Projekt sehr. Es macht skeptisch, ob hier letztendlich wirklich Geld aus dem Ausland fließen wird, denn Saudi-Arabien will seine NEOM-Projekte nicht mit eigenen Finanzmitteln bestreiten, sondern mit Investorenbeteiligungen stämmen.
Vielleicht müssen beide Partner auch erst einmal den mühevollen Weg aus der komfortablen Welt der Computer-Animation in die steinig-staubige Realität finden. Momentan sieht es sehr danach aus, dass NEOM lange publizierte Eröffnungstermine wird verschieben müssen, da der Baufortschritt hinter den Planungen zurück liegt. Das betrifft zu allererst das Insel-Resorts Sindalah, dessen Eröffnung schon vor mehreren Jahren als „Mitte 2024“ angekündigt wurde. Es läuft also in diesen Wochen in den Verzug. Die Marriott-Gruppe, die in Sindalah mehrere Hotels betreiben will, kann auf Nachfrage von #SaudiMag keinen Eröffnungstermin mehr nennen. Das Bergsport-Resort Trojena #Saudimag soll in anderhalb Jahren zur ersten Ski-Saison einladen. Womöglich will man bei NEOM offenkundige Verzugstermine zukünftig vermeiden, indem man nichts mehr sagt. Schweigen, geringe Transparenz und Geheimnistuerei sind aber kontraproduktiv für den Erfolg der saudi-arabischen Investoren-Akquisition, worüber wir #saudimag kürzlich berichtet haben.
Zurück an den Golf von Aqaba. Tatsächlich steht am geplanten Baugrund des Equinox-Fitnesshotels seit ein paar Monaten ein Bauzaun, und erste Erdbewegungen finden statt. Im Hinblick auf die eher angespannte Finanzsituation des gesamten NEOM-Projekts, wo man immer dringender auf das Hereinkommen ausländischen Kapitals angewiesen ist, werden sich die Saudis über den Einstieg der US-Amerikaner wohl tatsächlich freuen und sicherlich auch aufatmen. Man kann jedenfalls annehmen, dass in Treyam die Arbeiten vorrangig vorangehen, sollte tatsächlich ausländische Investitionen liquide werden #
