Riyadh:

Die perfekte Bühne für den Esport?
Epsorts2025

Foto: SEF

Die jüngste Bevölkerungsgruppe auf diesem Planeten sieht sich Spiele als sportliche Wettkämpfe und als Gemeinschaftsevents an – und spielt sie zu hohem Anteil auch selbst. Die ältere Generation hingegen konsumiert und kommentiert traditionellen Sport, der Anteil aktiver Spieler ist geringer. Das hat viele Gründe…es hat nun einmal nicht jeder Motorsportfan Zugang zu einem Formel-1-Boliden mit entsprechendem Rundkurs. Da hat es ein Esport-Formel-1-Fahrer naturgemäß leichter. Natürlich spielt auch die junge saudische Bevölkerung selbst eine große Rolle, weswegen neben dem traditionellen Sport auch Esport auf fruchtbaren Boden fällt. Zur Erinnerung: Das Durchschnittsalter in Deutschland, Gastgeber der Fußball-EM 2024, liegt bei 46 Jahren – und es sieht in ganz Europa ähnlich aus.

Lh riyadh 1024x158

Der gesellschaftlich-soziale Aspekt des Esports, der gerade in der westlichen Welt eher negativ gesehen wird – vereinsamte Zocker im düsteren Kinderzimmer, reizüberflutet, bewegungsarm und ernährt durch Junkfood – wird in Asien und damit auch im Nahen Osten anders gesehen. Hier überwiegt die positive Sichtweite, das Verbindende durch öffentliche Sportevents, das Trainieren der Reaktionsfähigkeit und auch der niedrigschwellige Zugang zum Sport, für Jungen wie für Mädchen. Denn Gamer können ihre Skills anonym am Rechner trainieren, ihr Talent ohne Zang messen und Selbstbewußtsein aufbauen. Sie können selbst entscheiden, ob und wann sie den Schritt vom Hobby zum Esport machen wollen. Deshalb haben Mädchen grundlegend die gleichen Startchancen. Es ist üblich und bekannt, dass in Saudi-Arabien so manche Fatima, wenn sie zuhause am Computer League of Legends zockt, zum Mohammad wird.

Ein weiterer Aspekt ist das Angebot an Sportstätten, die momentan vor allem in Asien entstehen. In Riyadh wird der Esports World Cup in drei beeindruckenden Stadien ausgetragen, die allesamt über Bühnen verfügen, die für verschiedene Spieltitel angepasst sind. Das ist kein Vergleich zu dem Umfeld, in dem Tournaments in Deutschland ausgetragen werden. Hier haben Esport-Wettkämpfe nicht selten den Charme einer Studenten-LAN-Party, und die Veranstalter sind schon stolz darauf, eine Multifunktionshalle in rotblaues Licht getaucht zu haben. Man sieht, auch hier geht es wieder um Budgets, um Marketing und um Strategie. Davon gibt es in Saudi-Arabien reichlich – auch, wenn das Königreich damit finanziell zunehmend einen riskanten Kurs fährt (siehe hier: #Saudimag). Nicht zuletzt richten sich derzeit Millionen von Augen auf das Königreich, da das Land auch in anderen Sportarten wie Golf und Fußball große Fortschritte macht.

Blvruh004
Blvruh001

Wer sind die Saudi-Arabischen Esports-Teams?

In Saudi-Arabien gibt es mehrere kolossale Esports-Organisationen, die in einer Vielzahl verschiedener Spieletitel für Furore sorgen. Star ist zur Zeit das Team Falken, das Musaed Al-Dossary gehört, der sich in FIFA 17 einen Namen gemacht hat. Eines der herausragenden Teams von Team Falcons ist CS2, in dem der fünffache Majorsieger Dupreeh zusammen mit seinem Astralis-Kollegen Magisk spielt. Die drei anderen Athleten im aktiven Kader sind Snappi, Maden und SunPayus von ENCE, einem Team, das 2023 durchgehend wettbewerbsfähig war. Die Falcons sind auch in Call of Duty: Warzone durch Biffle, Shifty und Hisoka vertreten, die nach einer durchweg dominanten Leistung die erste Trophäe des Esports World Cup 2024 gewannen. Andere Titel, in denen Team Falcons aktiv mitspielt, sind Fortnite, Overwatch, Rocket League und Valorant, um nur einige zu nennen.

Entertainmant002

Der Esports-Markt wächst Jahr für Jahr. Es ist klar, dass viele Regionen auf der ganzen Welt versuchen, eine Gemeinschaft von Spielern zu fördern. Im Moment ist Saudi-Arabien auf dem besten Weg, das Epizentrum des Esports zu werden, da es bei Organisationen, Sponsoren, Sportlern und Zuschauern gleichermaßen gut ankommt.

Und Deutschland?

Betrachtet man den Esports World Cup in Riyadh, sticht vor allem Counterstrike 2 heraus, da sich bei diesem Titel zwei deutsche Teams mächtig behauptet haben – die Organisationen G2 und MOUZ. Realität ist aber auch, dass der Esport in Deutschland (ebenso in Österreich) noch nicht im Mainstream angekommen ist, was auch am bereits erwähnten, höheren Durchschnittsalter liegen dürfte. Der sportliche Abstand zu asiatischen Organisationen ist auf breiter Sicht unverkennbar. Daran ändern auch Ausnahmeerscheinungen wie die jährliche, gigantisch aufgemachte IEM Cologne (Counterstrike) oder die eher traditionelle Gamescom nichts, die es aber schafft, mit ihrer Fusion aus Messe- und Marketing-Event mit ein paar kommerziellen Tournaments ein internationales Publikum aus Amateuren, Profis und Interessierten anzulocken. Die deutsche Esport-Förderung von 50 Millionen Euro, die den Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen ermöglichen soll, ist eher ein Trostpflaster als echtes Engagement – schaut man auf die Summen, mit denen vor allem in Asien der Esport gepusht wird.

Letzendlich geht es bei allen Investitionen in den Esport um Wirtschaftsförderung, um moderne Arbeitsplätze und den Aufbau von internationaler, digitaler Expertise. Saudi-Arabien hat das Ziel, 39.000 Arbeitsplätze durch den Aufbau seiner Esport-Infrastruktur zu schaffen. Das sind moderne Arbeitsplätze in einer modernen Branche für junge Saudis. Solche Arbeitsplätze sind gefragt, daher knapp und deshalb schafft man sie. Deutschland hat entsprechende wirtschaftliche Chancen bisher ungenutzt verstreichen lassen – das kann man wohl mit Blick auf den Zustand des deutschen Esports im Jahre 2024 unverblümt feststellen.

Zwar gab es in den letzen beiden Jahren ein paar Fortschritte, etwa die Einführung des offiziellen Spielervisums, mit dem internationale Gamer einfacher zur Teilnahme an Wettbewerben nach Deutschland einreisen können. Auch die Bemühungen, den Esport als echte Sportdisziplin anzuerkennen, sind erwähnenswert, ebenso der Start von Trainer-C-Lizenzkursen durch den Deutschen Esportbund und der Aufbau von Talentförderungen wie BIG SELECTA WEBSITE durch das Team BIG aus Berlin. Solche Strukturen muss man schaffen. Aber alles geht sehr, sehr langsam. Und von neuen Arbeitsplätzen, mit denen Deutschland sich auf der Weltkarte der digitalen Wirtschaft bemerkbar machen, und digitale Spezialisten ansprechen könnte, ist all das sehr weit entfernt. Es fehlt in Deutschland das strategische Denken, vielleicht auch einfach die visionäre Kraft #

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

mehr
25h Trojena
Img 0008

25h Trojena

Hotel mit Science-Fiction-Thema angekündigt

Bleiben Sie neugierig: