Esports:

Auch der Kampf um Marktanteile ist eröffnet
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Foto: Saudischer Esports-Verband SEF

In Saudi-Arabien ist Esport ein ziemlich großes Ding, kein Vergleich zur blaurot ausgeleuchteten Nerd-Nische, in dem das Gaming in Europa festzustecken scheint. Für die junge Bevölkerung im Wüstenstaat waren Computergames noch vor zehn Jahren ein Weg des Eskapismus aus dem reglementierten Leben in einem verschlossenen Land. Mittlerweile, nach den großen gesellschaftlichen Umwälzungen der letzen Jahre, gehört Gaming zur liebsten Beschäftigung der Saudis – 10 Millionen Menschen sollen regelmäßig in die Tasten hauen, Jungen ebenso wie die Mädchen.

Gaming ist in Saudi-Arabien nie eine Nerd-Nische gewesen. Ihre Spiele haben den Saudis immer etwas bedeutet; Esport ist hier im Lande mittlerweile Mainstream. Es gibt gleich mehrere kolossale Esports-Organisationen, die in einer Vielzahl verschiedener Spieletitel für Furore sorgen und eine große Fanbase an sich binden. Star ist zur Zeit das Team Falken, das Musaed Al-Dossary gehört, der sich in FIFA 17 einen Namen gemacht hat. Eines der herausragenden Teams von Team Falcons ist CS2, in dem der fünffache Majorsieger Dupreeh zusammen mit seinem Astralis-Kollegen Magisk spielt. Die drei anderen Athleten im aktiven Kader sind Snappi, Maden und SunPayus von ENCE, einem Team, das 2023 durchgehend wettbewerbsfähig war. Die Falcons sind auch in Call of Duty: Warzone, Fortnite, Overwatch, Rocket League und Valorant vertreten, um nur einige zu nennen.

Lh Riyadh

Was man momentan beobachten kann: Es bildet sich gerade eine neue Milliardenindustrie heraus. Der Esport-Markt expandiert weltweit, aber vor allem in Asien investieren verschiedene Staaten in den Aufbau einer stimmigen Infrastruktur, um sich Marktanteile zu sichern. War es bisher üblich, dass sich große Städte und wohlhabende Vereine mit herausragenden Fußballstadien schmücken, entstehen nun in Asien die ersten Arenen für den Esport. Nachdem schon die „Gamers 8“ (2022/2023 ) beeindruckende Events waren, wird der erste Esports World Cup in Riyadh (2024) noch größer. Die Tournaments werden in drei beeindruckenden Stadien ausgetragen, allesamt mit Bühnen ausgestattet, die für die verschiedenen Spieltitel angepasst sind. Mit einer Laufzeit von sechs Wochen und Preisgeldern von zusammen fast 60 Millionen US-Dollar legt der Esports World Cup die Messlatte höher. Ein Hinweis darauf, welches Potential in der Branche steckt. Denn es geht um Business, um Investitionen. Alles Geld, dass Saudi-Arabien in diesen Bereich steckt, soll kurzfristig mit maximalem Ertrag zurück fließen.

Das alles ist kein Vergleich zu dem Umfeld, in dem Tournaments in Deutschland ausgetragen werden. Hier haben Esport-Wettkämpfe nicht selten den Charme einer Studenten-LAN-Party, und der sportliche Abstand zu asiatischen Organisationen ist auf breiter Sicht unverkennbar. Daran ändern auch Ausnahmeerscheinungen wie die jährliche, gigantisch aufgemachte IEM Cologne (Counterstrike) oder die eher traditionelle Gamescom nichts, die es aber schafft, mit ihrer Fusion aus Messe- und Marketing-Event mit ein paar kommerziellen Tournaments ein internationales Publikum aus Amateuren, Profis und Interessierten anzulocken. Die deutsche Esport-Förderung von 50 Millionen Euro, die den Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen ermöglichen soll, ist eher ein Trostpflaster als echtes Engagement – schaut man auf die Summen, mit denen vor allem in Asien der Esport gepusht wird.

Letzendlich geht es bei allen Investitionen in den Esport um Wirtschaftsförderung, um moderne Arbeitsplätze und den Aufbau von internationaler, digitaler Expertise. Saudi-Arabien hat das Ziel, 39.000 Arbeitsplätze durch den Aufbau seiner Esport-Infrastruktur zu schaffen. Das sind moderne Arbeitsplätze in einer modernen Branche für junge Saudis. Solche Arbeitsplätze sind gefragt, daher knapp und deshalb schafft man sie. Vor 100 Jahren hat sich Europa als Epizentrum des Fußballs positioniert. Vielleicht ist es nun an der Zeit, dass sich Asien, und hier speziell Saudi-Arabien, als Epizentrum des neuen Esports aufstellt #

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