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Esports World Cup 2024

In Riyadh locken Millionen-Preisgelder

Foto: SEF

Kaum ist es Abend und die Sonne untergegangen, wenn in der „BLVD RUH City“ riesige Leuchttafeln und ganze Hausfassaden in LED-Projektionen erstrahlen. Die Boulevard Riyadh City, so der vollständige (und aussprechbare) Name, ist ein riesiger, erst vor zwei Jahren eröffneter Entertainmentkomplex am Stadtrand der saudischen Hauptstadt. Auch jetzt, in der Sommerhitze, strömen jeden Abend Tausende Besucher herüber.

Bis Ende August gibt es hier, zeitgleich in verschiedenen Hallen des Areals und über mehr als vier Wochen Dauer, den ersten internationalen Esports World Cup. Das ist ein gigantischer Event, bei dem rund 60 Millionen Dollar an Preisgeldern eingesammelt werden können. Das ist der größte Topf in der Geschichte des Esports. 22 Wettbewerbe in 21 erstklassigen Titeln stehen auf dem Spielplan, darunter Apex Legends, Fortnite, League of Legends oder Tom Clancy’s Rainbow Six Siege. Das erfolgreichstes Team aus Deutschland ist bisher G2 aus Berlin. Das Counterstrike-Entscheidungsbattle um Platz 1 (und damit um ein Preisgeld von rund 370.000 Euro) fand bereits statt – ausgerechnet gegen die Organisation Natus Vincere (NAVI) aus der Ukraine. Denn für G2 wurden unschöne Erinnerungen wach; bei bisherigen Begnungen mit den Ukrainern zog G2 regelmäßig den Kürzeren.

Boulevard City
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Eine anderer, spannender Clan aus Deutschland ist das Team BIG (Berlin International Gaming) WEBSITE, das bei den Fortnite-Tournaments in Riyadh gegen internationale Favoriten antritt. Im Gegensatz zu vielen Esport-Mannschaften, deren SpielerInnen international zusammengestellt sind, ist das Fortnite-Team von BIG zur Zeit ein ausschließlich deutschsprachiges Team, fast schon eine inoffizielle Nationalmannschaft –zumal die Berliner auf andere, national besetzte Länderteams u.a. aus den USA, Brasilien, Argentinen, Japan und Saudi-Arabien treffen. In vielen Titeln spielt der Clan BIG schon seit Jahren auf hohem Niveau, aber die Aktivitäten in Fortnite sind noch recht frisch. So stehen die Prognosen, daß BIG das erste Tournament gegen HEROIC (ein multinationales Team aus Norwegen) für sich entscheinden wird, auch nur bei 38%.

Der Topf beim Fortnite-Wettkampf umfasst eine Gewinnsumme von rund 1 Million Euro, aufgeteilt auf alle Teams und Plätze. Umgerechnet rund 370.000 Euro entfallen davon auf Platz 1. Immerhin: Selbst die Letztplatzierten werden noch fast 10.000 Euro einstreichen können. Damit ist sicher, das das Team BIG bereits durch seine Teilnahme in Riyadh die eigene Gewinnstatistik merklich wird aufbessern können. Einen Live-Feed der ersten Begegnung des Teams BIG mit HEROIC haben wir hier bei uns gestreamt (bzw. gibt es hier zum später anschauen):


Live-Feed zum Fortnite-Tournament…wie wird das Team BIG aus Deutschland abschneiden?

Esport passt zu Saudi-Arabien – zu diesem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung um die 30 Jahre alt ist. 10 Millionen Einwohner geben aktuellen Statistiken zufolge an, das Gaming als eines ihrer liebsten Hobbies ist – bei einer Bevölkerung von 37 Millionen. Wie belastbar diese Statistik ist, denn es kursieren unterschiedliche Zahlen, sei mal dahingestellt. Die Tendenz ist immer die gleiche: Sehr, sehr viele Saudis sind Esport-Fans, und das sogar mit großem Frauenanteil. Auch Prinz Faisal bin Bandar bin Sultan, royaler Vorsitzender des saudischen Esports-Verbandes bekennt sich zu seiner Leidenschaft: „Als Gamer, so lange ich zurückdenken kann, erfüllt es mich mit großem Stolz, wenn Menschen in unser Land kommen und erkennen, wie spielbegeistert Saudi-Arabien ist. Das jedenfalls beweist jeder Besuch beim Esports World Cup in Riyadh.

Saudi-Arabien ist bestrebt, seine Vision, sein Engagement und seine Leidenschaft für die gesamte Branche unter Beweis zu stellen. Der Wüstenstaat hat schon mit der „Gamers 8“ (2022/23) dazu beigetragen, Esports mehr als je zuvor in den Mainstream zu bringen. Ein paar Hintergründe zur Esport-Strategie Saudi-Arabiens lesen Sie übrigens auch in unserem Artikel #SaudiMag zur saudischen Entertainment-Initiative.

Faisal Bin Bandar Bin Sultan

Als Gamer, so lange ich zurückdenken kann, erfüllt es mich mit großem Stolz, wenn Menschen in unser Land kommen und erkennen, wie spielbegeistert Saudi-Arabien ist

Für Ralf Reichert, CEO der Esports World Cup Foundation, ist der Esports World Cup ein historischer Höhepunkt zweier universeller Sprachen: Gaming und Sport. Ein solcher Event vereint die globale Gemeinschaft über die Spiele hinweg und treibt die Esports-Industrie voran: „Ich bin unheimlich stolz darauf, dass wir neue Möglichkeiten für unseren Sport geschaffen haben, und ich freue mich sehr darauf, zu sehen, wie Elite-Esports-Clubs und Elitespieler in den besten Games der Welt um lebensverändernde Preise kämpfen und zum ersten Esports World Cup Club-Champion gekrönt werden.“

Obwohl 2024 mehr als 120 Millionen Dollar in die Entwicklungsfinanzierung investiert wurden, hat Saudi-Arabien der Welt des kompetitiven Gamings viel mehr als nur finanzielle Unterstützung geboten. Ralf Reichert bringt es auf den Punkt: „Zum ersten Mal unterstützt ein Land den Sport wirklich, wie es im traditionellen Sport der Fall ist“. Wir werden über die Entwicklung berichten #

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Saudi-Arabien: Die perfekte Bühne für den Esport?

Die jüngste Bevölkerungsgruppe auf diesem Planeten sieht sich Spiele als sportliche Wettkämpfe und als Gemeinschaftsevents an – und spielt sie zu hohem Anteil auch selbst. Die ältere Generation hingegen konsumiert und kommentiert traditionellen Sport, der Anteil aktiver Spieler ist geringer. Das hat viele Gründe…es hat nun einmal nicht jeder Motorsportfan Zugang zu einem Formel-1-Boliden mit entsprechendem Rundkurs. Da hat es ein Esport-Formel-1-Fahrer naturgemäß leichter. Natürlich spielt auch die junge saudische Bevölkerung selbst eine große Rolle, weswegen neben dem traditionellen Sport auch Esport auf fruchtbaren Boden fällt. Zur Erinnerung: Das Durchschnittsalter in Deutschland, Gastgeber der Fußball-EM 2024, liegt bei 46 Jahren – und es sieht in ganz Europa ähnlich aus.

Der gesellschaftlich-soziale Aspekt des Esports, der gerade in der westlichen Welt eher negativ gesehen wird – vereinsamte Zocker im düsteren Kinderzimmer, reizüberflutet, bewegungsarm und ernährt durch Junkfood – wird in Asien und damit auch im Nahen Osten anders gesehen. Hier überwiegt die positive Sichtweite, das Verbindende durch öffentliche Sportevents, das Trainieren der Reaktionsfähigkeit und auch der niedrigschwellige Zugang zum Sport, für Jungen wie für Mädchen. Denn Gamer können ihre Skills anonym am Rechner trainieren, ihr Talent ohne Zang messen und Selbstbewußtsein aufbauen. Sie können selbst entscheiden, ob und wann sie den Schritt vom Hobby zum Esport machen wollen. Deshalb haben Mädchen grundlegend die gleichen Startchancen. Es ist üblich und bekannt, dass in Saudi-Arabien so manche Fatima, wenn sie zuhause am Computer League of Legends zockt, zum Mohammad wird.

Ein weiterer Aspekt ist das Angebot an Sportstätten, die momentan vor allem in Asien entstehen. In Riyadh wird der Esports World Cup in drei beeindruckenden Stadien ausgetragen, die allesamt über Bühnen verfügen, die für verschiedene Spieltitel angepasst sind. Das ist kein Vergleich zu dem Umfeld, in dem Tournaments in Deutschland ausgetragen werden. Hier haben Esport-Wettkämpfe nicht selten den Charme einer Studenten-LAN-Party, und die Veranstalter sind schon stolz darauf, eine Multifunktionshalle in rotblaues Licht getaucht zu haben. Man sieht, auch hier geht es wieder um Budgets, um Marketing und um Strategie. Davon gibt es in Saudi-Arabien reichlich – auch, wenn das Königreich damit finanziell zunehmend einen riskanten Kurs fährt (siehe hier: #Saudimag). Nicht zuletzt richten sich derzeit Millionen von Augen auf das Königreich, da das Land auch in anderen Sportarten wie Golf und Fußball große Fortschritte macht.

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Wer sind die Saudi-Arabischen Esports-Teams?

In Saudi-Arabien gibt es mehrere kolossale Esports-Organisationen, die in einer Vielzahl verschiedener Spieletitel für Furore sorgen. Star ist zur Zeit das Team Falken, das Musaed Al-Dossary gehört, der sich in FIFA 17 einen Namen gemacht hat. Eines der herausragenden Teams von Team Falcons ist CS2, in dem der fünffache Majorsieger Dupreeh zusammen mit seinem Astralis-Kollegen Magisk spielt. Die drei anderen Athleten im aktiven Kader sind Snappi, Maden und SunPayus von ENCE, einem Team, das 2023 durchgehend wettbewerbsfähig war. Die Falcons sind auch in Call of Duty: Warzone durch Biffle, Shifty und Hisoka vertreten, die nach einer durchweg dominanten Leistung die erste Trophäe des Esports World Cup 2024 gewannen. Andere Titel, in denen Team Falcons aktiv mitspielt, sind Fortnite, Overwatch, Rocket League und Valorant, um nur einige zu nennen.

Der Esports-Markt wächst Jahr für Jahr. Es ist klar, dass viele Regionen auf der ganzen Welt versuchen, eine Gemeinschaft von Spielern zu fördern. Im Moment ist Saudi-Arabien auf dem besten Weg, das Epizentrum des Esports zu werden, da es bei Organisationen, Sponsoren, Sportlern und Zuschauern gleichermaßen gut ankommt.

Und Deutschland?

Betrachtet man den Esports World Cup in Riyadh, sticht vor allem Counterstrike 2 heraus, da sich bei diesem Titel zwei deutsche Teams mächtig behauptet haben – die Organisationen G2 und MOUZ. Realität ist aber auch, dass der Esport in Deutschland (ebenso in Österreich) noch nicht im Mainstream angekommen ist, was auch am bereits erwähnten, höheren Durchschnittsalter liegen dürfte. Der sportliche Abstand zu asiatischen Organisationen ist auf breiter Sicht unverkennbar. Daran ändern auch Ausnahmeerscheinungen wie die jährliche, gigantisch aufgemachte IEM Cologne (Counterstrike) oder die eher traditionelle Gamescom nichts, die es aber schafft, mit ihrer Fusion aus Messe- und Marketing-Event mit ein paar kommerziellen Tournaments ein internationales Publikum aus Amateuren, Profis und Interessierten anzulocken. Die deutsche Esport-Förderung von 50 Millionen Euro, die den Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen ermöglichen soll, ist eher ein Trostpflaster als echtes Engagement – schaut man auf die Summen, mit denen vor allem in Asien der Esport gepusht wird.

Letzendlich geht es bei allen Investitionen in den Esport um Wirtschaftsförderung, um moderne Arbeitsplätze und den Aufbau von internationaler, digitaler Expertise. Saudi-Arabien hat das Ziel, 39.000 Arbeitsplätze durch den Aufbau seiner Esport-Infrastruktur zu schaffen. Das sind moderne Arbeitsplätze in einer modernen Branche für junge Saudis. Solche Arbeitsplätze sind gefragt, daher knapp und deshalb schafft man sie. Deutschland hat entsprechende wirtschaftliche Chancen bisher ungenutzt verstreichen lassen – das kann man wohl mit Blick auf den Zustand des deutschen Esports im Jahre 2024 unverblümt feststellen.

Zwar gab es in den letzen beiden Jahren ein paar Fortschritte, etwa die Einführung des offiziellen Spielervisums, mit dem internationale Gamer einfacher zur Teilnahme an Wettbewerben nach Deutschland einreisen können. Auch die Bemühungen, den Esport als echte Sportdisziplin anzuerkennen, sind erwähnenswert, ebenso der Start von Trainer-C-Lizenzkursen durch den Deutschen Esportbund und der Aufbau von Talentförderungen wie BIG SELECTA WEBSITE durch das Team BIG aus Berlin. Solche Strukturen muss man schaffen. Aber alles geht sehr, sehr langsam. Und von neuen Arbeitsplätzen, mit denen Deutschland sich auf der Weltkarte der digitalen Wirtschaft bemerkbar machen, und digitale Spezialisten ansprechen könnte, ist all das sehr weit entfernt. Es fehlt in Deutschland das strategische Denken, vielleicht auch einfach die visionäre Kraft #

Lh Riyadh
Comments 2
  1. Anmerkung der Redaktion: Wir haben diesen Artikel während der sechswöchigen Laufzeit des Esports World Cup mehrfach aktualisiert. Vor allem, um auf Tournaments hinzuweisen, an denen spannende Teams aus dem deutschsprachigen Raum teilgenommen haben!

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