Foto: Red Sea Global, Saudische Presseagentur, Foster + Partners
Die Fertigstellung des neuen Flughafens Red Sea International (IATA-Kürzel RSI) zur Anbindung der neuen Tourismusziele „The Red Sea Global“ und „Amaala“ im Roten Meer kommt in Sichtweite. Zu 80% seien die Bauarbeiten abgeschlossen, so berichtet ein offizielles Video. Allerdings sind –bei dem großen Umfang des Projekts – auch die verbleibenden 20% noch sehr viel Arbeit. Schaut man sich das Video an, gibt es wohl noch mindestens zwei Jahre heftig zu tun, damit die wunderschönen Entwürfe der Architekten in der Realität ankommen. #SaudiMag wird sich den Wecker auf Mitte 2026 stellen.
Als einfaches Flugfeld zu Abwicklung überschaubarer Flugbewegungen funktioniert die Baustelle bereits; seit ein paar Monaten gibt es von Saudia Airlines zwei regelmäßige Flugverbindungen pro Woche von und nach Riyadh. Der Flug dauert rund zwei Stunden. Passagiere sind vor allem Projektbeteiligte, die die letzte Phase der Fertigstellung des Airports begleiten oder die erste Phase zur Öffnung der neuen Resorts am Roten Meer betreuen, für die RSI gebaut wird.
Das Konzept des Airports ist interessant – vielleicht kann man es „Boutique-Airport“ nennen, in Anlehnung an kleine Hotels mit hochwertiger Gestaltung und persönlich geprägter Gastfreundschaft. Denn der RSI ist kompakt und ist auf den hochwertigen Tourismus an der Küste des Roten Meeres zugeschnitten. Dort entstehen seit ein paar Jahren rund 50 Hotel- und Beherbergungsprojekte mit Yachthafen und 1.300 private Wohneinheiten. Für die Megaprojekt-Kreativen vom britischen Architekturbüro Foster + Partners, in deren Händen der RSI liegt, ist es sicherlich ein relativ überschaubares Bauprojekt. Die architektonische Gestaltung ist von den Formen der Wüste, von einer grünen Oase und dem nahen Meer inspirieren. Grundanforderung für das Konzept war es, allen Passagieren schon bei der Ankunft ein ruhiges und unvergessliches Erlebnis zu bieten – ohne die üblichen Reisestrapazen.
Von anderen Flughäfen unterscheidet sich RSI dadurch, dass dieser Airport als Tor zu den nahen Hotels und Resorts am Roten Meer geplant ist, deren Service mit der Ankunft der Gäste am Flughafen beginnt und bis zum Einchecken in ihre Hotels reicht. Der Flughafen ist der erste und letzte Eindruck aller Gäste, und diesen Eindruck will man zu einem Erlebnis machen.
Der Airport ist als Tor zu einem der einzigartigsten Resorts der Welt und als Teil des Reise-Erlebnisses konzipiert worden. Es wird zu einem Transitknotenpunkt für Besucher, die sowohl auf dem Land- als auch auf dem Luftweg anreisen
Gerard Evenden, Leiter des Studios von Foster + Partners
Foster + Partners hat 2021 mit der Konstruktion des Airports begonnen, der gerade einmal für 1 Million Reisende ausgelegt ist – das ist ein Passagieraufkommen auf Niveau der Flughäfen von Innsbruck oder Bremen. Der RSI liegt an der Westküste Saudi-Arabiens und ist Teil eines großen Projekts zur Entwicklung des Tourismus am saudischen Abschnitt des Roten Meeres, das meilenweit unberührte Strände und natürliche Korallenriffe bietet. Eine Bauzeit von rund sieben Jahren ist für einen relativ kleinen Airport mit vorliegendem Konzept nicht überraschend, wobei Flughäfen generell komplizierte Bauprojekte sind. Man muß bedenken, daß das der RSI im staubigen Nirgendwo entsteht. Ein Bau auf leerem Land vereinfacht und verkürzt zum einen die Bauplanung – fordert im Gegenzug aber die Baulogistik heraus, da alles herangeschafft werden muß.
Der Red Sea International Airport ist einer der kleineren Flughäfen, die ich gebaut habe, aber RSI ist ohne Zweifel der ikonischste, fortschrittlichste und speziellste. Das architektonische Konzept, die Betriebsweise und das Gästeerlebnis sind einzigartig
Joseph Stratford, Bauprojektleiter
Beim RSI geht es um ein positives Reiseerlebnis, um die Integration des Bauwerks in die natürlich Umgebung, um das Aufgreifen der lokalen Kultur. Das sind Themen, die in die Königsklasse der Flughafen-Architektur immer hineinspielen und den Unterschied machen zwischen Bauingenieurwesen und künstlerischer Architektur. Farben und Texturen der Wüstenlandschaft inspirierten denn auch den Entwurf von Foster + Partners, der eine Reihe von fünf Gondelstrukturen umfasst, die sich radial um einen zentralen Abflug- und Abholbereich gruppieren. Die Form der Dachschalen kragt auf der Land- und Luftseite aus, um den Passagieren Schatten zu spenden – das erinnert ein wenig an den Tempelhofer Airport, bei dem in Zeiten des Wirtschaftswunders die noch kleinen Propellerflieger bis unters Vordach fahren konnten.
Im Terminal werden die Passagiere von einer grünen Oase mit einheimischen Pflanzen empfangen. Sie bieten einen grünen Schwerpunkt und schaffen eine entspannte, erholungsortähnliche Atmosphäre. Das Interiordesign zielt darauf ab, jedem Reisenden die Erfahrung eines privaten Flugzeugterminals zu vermitteln, indem kleinere, intime Räume geschaffen werden, die sich luxuriös und persönlich anfühlen. Die Passagiere werden durch die üppige Oasenlandschaft zum Welcome Centre geleitet, wo sie im Red Sea Resort willkommen geheißen werden. Die Paßkontrolle wird zügig abgewickelt und das aufgegebene Gepäck direkt an das Resort weitergeleitet. Innovative Transportsysteme aus diversen Elektro-Shuttles bringen die Reisenden zu ihren Zieladressen.
Da die Abflugsequenz in der Regel länger ist als die Ankunftssequenz, sind die Räume für längere Wartezeiten mit größeren, entspannteren Räumen ausgelegt. Die fünf Abflugsuiten sind in einer Reihe von Gondeln angeordnet, um den Passagieren den Übergang vom Auto zum Flugzeug zu erleichtern. Die Passagiere werden außerhalb des Terminals abgesetzt und gehen schnell in eine der Abflugsuiten, die mit Wellnessbereichen und Restaurants in einer entspannten Atmosphäre ausgestattet sind. Das Gepäck wird direkt nach dem Einchecken im Resort in das Flugzeug verladen. Wir werden die Entwicklung des RSI gespannt verfolgen #
