Finance004

Gute Prognose für die Nicht-Öl-Wirtschaft

Aber: Sinkende Öleinnahmen verringern das BIP

Foto: Adobe Stock, Jadwa Investment

Finanz- und Wirtschafts-Analysten haben in diesen Tagen einen tieferen Blick auf die saudi-arabische Wirtschaftsentwicklung des letzen Jahres geworfen. Das Brutto-Inlandsprodukt war 2023 insgesamt um 9% gesunken, vor allem als Folge starker Kursschwankungen auf den weltweiten Ölmärkten, siehe auch unsere Meldung vom April 2023 #SaudiMag . Der geringe Ölpreis führte ebenso zum Rückgang der saudischen Währungsreserven um 5%, denn die Wirtschaft des Königreichs ist – bekanntermaßen – stark auf den Ölsektor ausgerichtet. Allerdings, so eine positive Seitenerkenntnis, verschleiert der alleinige Blick auf das traditionelle Ölgeschäft die Stärke der Wirtschaft außerhalb des Ölsektors. Deren Wachstum wird die Dynamik der letzen Jahre fortsetzen, und voraussichtlich bis 2025 um 5% steigen.

Saudi-Arabien als weltweit führender Ölexporteur versucht seit einigen Jahren, seine Wirtschaft durch massive Entwicklungsprojekte zu diversifizieren. Das ist dringend nötig, da ein kostendeckendes Ölgeschäft immer schwieriger wird. Um die Förderung selbst, aber auch die zahlreichen Investitionsprojekte zu finanzieren, müssen die Saudis ein Barrel für rund 85 Euro verkaufen. Darauf war 2023 kein Verlass. Die Prognosen für das aktuelle und kommende Jahr sind aber positiv, da das erste Quartal (2024) mit einem hohen Ölpreis aufwartet, und laut aktueller Analysen nun auch die besondere Maßnahmen aus dem Regierungsprogramm “Vision 2023” verstärkt zum Tragen kommen. So hingen noch vor fünf Jahren die Nicht-Öl-Aktivitäten weitgehend von den Ausgaben der Zentralregierung ab. Mittlerweile sind aber der öffentliche Investitionsfonds PIF, der Nationale Entwicklungsfonds und auch private Investoren – alles Maßnahmen aus der Vision 2030 – so gut aufgestellt, das deren Einfluß auf die Wirtschaftsentwicklung neben staatlichen Investitionen erkennbar wird.

Jadwa Jr

Indien, das traditionelle Herkunftsland vieler Bauarbeiter, hat einen eigenen dynamischen Projektmarkt. Die Löhne in Saudi-Arabien werden weiter steigen müssen, um diese Arbeitskräfte anzulocken

James Reeve – leitender Ökonom bei Jadwa Investment (Riyadh)

Ebenso treiben ein dynamischer Binnenhandel, einschließlich des Einzel- und Großhandels sowie des Gaststättengewerbes das Wachstum an, wovon auch verwandte Sektoren wie der Transport- und der Energiesektor profitieren. Ein aktuelles Forschungspapier des Analysten Jadwa aus Riyadh beschreibt zudem die Performance des Tourismus-Sektors als beeindruckend – Saudi-Arabien konnte die Anzahl internationaler Besucher auf 27 Millionen Menschen steigern.

Das Baugewerbe ist eine weitere Säule des Nicht-Öl-Wachstums, angesichts der Umsetzung von Giga-Projekten und der erfolgreichen Bewerbungen für die Expo 2030 und die Fußballweltmeisterschaft 2034. Ein Mangel an Baumaterialien und Arbeitskräften könnte jedoch zu Problemen führen, um die schiere Anzahl der Projekten bewältigen zu können. Im Baugewerbe wurden im Jahr bis zum 3. Quartal 2023 netto 148.000 neue Arbeitskräfte eingestellt. Dies ist ein Rückgang gegenüber 400.000 im gesamten Jahr 2022. Die positive Dynamik der Bauwirtschaft in Indien, dem Herkunftsland zahlreicher Arbeitnehmer in Saudi-Arabien, ist eine Herausforderung für den saudischen Arbeitsmarkt. Damit weiterhin Mitarbeiter aus Indien gewonnen werden können, werden die saudischen Löhne weiter steigen müssen.

Jadwa geht davon aus, dass sich das reale BIP-Wachstum in 2024 auf 2,3 Prozent erholen wird, wobei der Rückgang des Öl-BIP durch einen Anstieg des Nicht-Öl-BIP um 5,1 Prozent mehr als ausgeglichen wird. Im Jahr 2025 wird das Nicht-Öl-BIP voraussichtlich auf 5,2 Prozent ansteigen, so das Beratungsunternehmen. Die Analysten von Jadwa gehen davon aus, dass das Öl-BIP um fast 8 Prozent ansteigen wird, was zu einer Beschleunigung des Gesamt-BIP um fast 6 Prozent führen dürfte #

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