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Die saudische Regisseurin Nora Aboushousha liefert mit Crashing Eid eine Serie, die sich anfühlt wie ein Spaziergang durch Jeddahs Corniche am ersten Feiertag: vertraut, voller Energie – und mit überraschenden Momenten, die hängen bleiben.
Inmitten dieser Kulisse steht Razan, gespielt von Summer Shesha, eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrer Tochter Lamar seit Jahren im Vereinigten Königreich lebt. Die beiden kehren für Eid nach Jeddah zurück – und bringen mehr als nur Geschenke mit. Razans britisch-pakistanischer Verlobter Sameer erscheint unangekündigt auf der Haustürschwelle der Familie, und plötzlich bekommt das Fest eine ganz neue Dramaturgie.
Was Aboushousha hier schafft, ist eine seltene Mischung aus Leichtigkeit und Substanz. Crashing Eid setzt an bekannten sozialen Reibungspunkten an – interkulturelle Beziehungen, weibliche Selbstbestimmung, familiäre Erwartungshaltungen – und erzählt sie mit einem Lächeln, das nie banal wirkt. Die Serie zeigt eine Generation von Eltern, die bereit sind zuzuhören, loszulassen, mutiger zu sein. Figuren wie Hassan oder der loyale Bruder Sofyan (Yassir Al Saggaf) verkörpern eine neue Art von familiärer Unterstützung, die im modernen Saudi-Arabien immer sichtbarer wird und die Serie zur warmherzigsten Form der kulturellen Reflexion macht.
Die Kraft von Crashing Eid liegt nicht nur in den großen Themen, sondern in den feinen Nuancen: Lamar, die versucht, den mysteriösen Verlobten ihrer Mutter mit haarsträubenden Ausreden zu erklären. Razan, die Sameer spontan als Umrah-Bekanntschaft tarnt. Und dazwischen Momente, die zeigen, wie sich Traditionen manchmal schwer anfühlen können – wie ein übervoller Kaffiyeh-Knoten an einem langen Festtag – und wie gut es tut, wenn frischer Wind durch die Familienrituale weht.
Aboushoushas Serie hat seit ihrem Start landesweit Gespräche ausgelöst. Die einen feiern den mutigen Mix aus Humor und Realitätssinn, die anderen wirken, als bräuchten sie erst mal einen starken Qahwa, um das alles zu verarbeiten. Doch gerade diese Reibung macht Crashing Eid zu einer der spannendsten saudischen Produktionen der letzten Jahre. Sie lädt dazu ein, Gewohntes neu zu betrachten – nicht belehrend, sondern mit einem Augenzwinkern.
Und vielleicht ist das der größte Zauber dieser Serie: Sie ist ein Spiegelbild einer Gesellschaft, die sich wandelt, schneller als manche es wahrhaben wollen. Eine Einladung, althergebrachte Muster zu hinterfragen und trotzdem die Schönheit der Tradition zu feiern.
Wenn du also beim nächsten Eid um den Tisch sitzt, um Süßes zu teilen und Geschichten auszutauschen, könnte Crashing Eid das perfekte Gesprächsthema sein. Ein kleines Festmahl für alle, die glauben, dass Veränderung nicht bedrohlich sein muss – sondern manchmal einfach der spannendste Plot-Twist überhaupt #