Foto: Saudische Presseagentur SPA
In einer alten Beduinenlegende heißt es, dass Allah eine Handvoll Südwind nahm, seinen Atem darüber blies und daraus das Pferd erschuf und sagte: „Ich habe dich wie kein anderes gemacht. Alle Schätze der Erde liegen zwischen deinen Augen. Du sollst meine Freunde auf deinem Rücken tragen. Dein Sattel soll der Sitz der Gebete zu mir sein. Und du sollst ohne Flügel fliegen und ohne Schwert siegen, oh Pferd.“
Den Pferden gilt in der arabischen Welt seit vielen Jahrhunderten eine ganz besondere Liebe, deshalb gibt es in der Welt des Reitsports auch immer wieder ganz bemerkenswerte Talente, die Herzen im Sturm erobern. Die Reiterin und Bogenschützin Nora Al-Jabr aus Dammam ist eine solche Ausnahmeerscheinung. Denn ihre Geschicklichkeit im Zusammenspiel von Pferd, Pfeil und Bogen haben sie im Nahen Osten schon fast zu einer Legende gemacht.
Nora Al-Jabr wuchs in einer Umgebung auf, die von der Tradition des Reitens geprägt war. Schon in jungen Jahren entdeckte sie ihre Liebe zu Pferden und begann, ihre Fähigkeiten im Reiten zu perfektionieren. Doch anstatt Karriere als Sport- oder Dressurreiterin zu machen, fand sie Gefallen an einer alten Kampfkunst, die sowohl Geschick als auch Präzision erfordert: das Bogenschießen vom Pferderücken aus. Vor ein paar Jahren war das eine fast vergessene Disziplin, über die man nur noch theoretisch in Geschichtsbüchern erfahren konnte. Niemand übte diese Kunst noch aktiv aus, schon gar nicht auf Wettkampf-Niveau.
Ihre Fähigkeiten im Umgang mit Pferden sind beeindruckend und man sagt ihr nach, eine nahezu symbiotische Einheit mit ihrem Pferd zu bilden. Sicherlich ist genau das die Kunst, die in alten Zeiten auch berittene Bogenschützen entwickeln mussten, wenn sie denn im Kanpf erfolgreich sein wollten. Das Bogenschießen vom Pferderücken ist in der arabischen Kultur tief verwurzelt. Reitende Nomaden konnten sich mit dieser Disziplin einen wertvollen Vorteil im Kampf, aber auch bei Raubzügen verschaffen. Wenn man sieht, mit welch unglaublicher Präzision Nouras Pfeile ihren Weg ins Ziel finden…während sie auf dem Pferd mit schnellem Schritt galoppiert, dann lässt einen die Wucht und Effizienz dieser Kampftechnik noch heute erstaunen.
Ich liebe es, in unserer traditionellen Tracht zu reiten, die der Schönheit der arabischen Pferde, der Umgebung der arabischen Halbinsel und ihrer authentischen Geschichte entspricht
Nora Al-Jabr
Das Pferd ist ein festes Symbol der arabischen und nahöstlichen Identität, und seine Macht wächst im Laufe der islamischen Periode mit der Ausbreitung der Religion weiter an, wobei das arabische Pferd eine sehr wichtige Komponente für das Wachstum des Glaubens darstellt. Der Heilige Koran schreibt vor: „Kein böser Geist wird es wagen, ein Zelt zu betreten, in dem sich ein reinrassiges Pferd befindet.“ Ein arabisches Pferd wird als Geschenk Allahs betrachtet, mit seiner Jibbah, der gewölbten Stirn, von der man glaubt, dass sie göttliche Segnungen enthält. Der gewölbte Hals, die Mitbah, soll ein Zeichen für Mut sein. Ihr hoher Schweif wird als Zeichen des Stolzes bezeichnet.
Noura Al-Jabr hat sich ihrer Kunst mit Hingabe verschrieben und ist zu einer Meisterin geworden, die mittlerweile auch den traditionellen Schwertkampf trainiert. Diese Kombination aus Eleganz und Kraft fasziniert nicht nur ihre Zuschauer, sondern inspiriert auch viele junge Menschen dazu, sich für den Reitsport zu begeistern; längst ist Noura Al-Jabr offizielle Trainerin in ihrer Disziplin und eine bekannte Botschafterin für den Reitsport und für die saudische Kultur. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, junge Talente zu fördern und zu unterstützen. Noura Al-Jabr ist zweifellos eine bemerkenswerte Persönlichkeit und eine wahre „Reiterin der Herzen“ #