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Von der dunklen Leinwand zum Filmfonds

Saudis Weg zurück ins Kino

Foto: Archiv

Die arabische Welt hat schon eine seltsame Beziehung zum Kino: Schaut man in der pan-arabischen Filmgeschichte vielleicht fünfzig Jahre zurück, wird man aufblühende Filmindustrien finden, die ihre Geschichten in großer Schlagzahl produzierten – allen voran in den über 100 Jahre alten Filmstudios in Ägypten. Ebenso in Marokko und sogar im kleinen Libanon. Das arabische Kino hat seine eigenen Filmstars hervorbracht und hat mit schmalzigen Herzschmerz-Streifen und mehr oder weniger geschichtlich korrekten Schlacht-und Historienschinken ein Millionenpublikum in seinen Bann gezogen.

Still aus "Tatort Hauptbahnhof"
(باب الحديد) von 1958

Der Spielfilm „Cairo Station“ (باب الحديد) von 1958 mit Hind Rostom als Limonadenverkäuferin Hanuma fand sein Publikum auch auf der Berlinale. Regisseur Youssef Chahine bekannte sich zum Neorealismus und stritt jahrelang mit den Zensurbehörden in Ägypten

Ebenso würde man in einer filmgeschichtlichen Biografie aber auch zahlreiche nur dürftig beschriebene Seiten finden – die arabischen Länder betreffend, in denen Filme und Kinos nicht gefördert, unerwünscht oder sogar verboten waren. So gibt es auch eine große Lücke in der saudischen Filmgeschichte, wo die Leinwände ab 1983 erst einmal dunkel blieben – sieht man von einem einzigen IMAX-Bildungskino ab. Dies ändere sich 2018 grundlegend, als alle Beschränkungen aufgehoben wurden. Seitdem wächst die lokale Filmindustrie in Saudi-Arabien in rasantem Tempo, anfangs vor allem durch den Bau moderner Kinos als Abspielorte für internationale Filme. Schnell entwickelte sich die zugehörige Kreativ-Wirtschaft mit saudischen und pan-arabischen Produktionsunternehmen und zahlreichen Filmtalenten.

Nach dem Vorbild Europas, wo allein die öffentliche Hand Deutschlands jährlich rund 600 Millionen Euro für die Fimwirtschaft bereitstellt, hat auch Saudi-Arabien eine staatliche Filmförderung etabliert, wordurch die Kreativwirtschaft im Land angekurbelt werden soll. Dem steht der ganz neue Filmfonds „Big Time Investment“ zur Seite. Aus dem 120 Mio. Euro schweren Topf werden seit rund zwei Jahren die ersten Spielfilme produziert, allen voran die ägyptische Produktion „El Set“. Das ist ein Biopic über das Leben von Umm Kulthum, die als größte Sängerin der arabischen Welt gilt #SaudiMag. Ab den späten 1930er Jahren wurde sie zur ersten prominenten Sängerin – auch weil sie ihr Werk über die damals neuen Technologien Radio und Kino an die Massen verbreitete.

Im Film wird Umm Kulthum von der Ägypterin Mona Zaki dargestellt. Die Schauspielerin, die auf dem 42. Internationalen Filmfestival von Kairo mit dem Faten Hamama Award for Excellence ausgezeichnet wurde, begann ihre Karriere im Alter von 13 Jahren, doch dank ihres Selbstbewusstseins und ihrer starken Arbeitsmoral vermied sie die Fallstricke, die oft mit Kinderstars verbunden sind. Stattdessen wurde sie dank ihres Talents und ihres Charmes auf der Leinwand schnell zu einem Liebling des arabischen Kinos. Die Regie des Biopic übernimmt Marwan Hamed. Sein Epos „Kira und El Gen“ über den lokalen Widerstand gegen die britische Besatzung war bisher ein großer Erfolg.

Allerdings, das muß man durchaus erwähnen, zieht sich die Vorproduktion des Streifens deutlich zähflüssig dahin. Produzenten sind ja üblicherweise geneigt, sobald Geld da ist, so schnell wie möglich zu drehen. Denn erst auf der Leinwand werden Profite gemacht. Mit Blick auf die zahlreichen vollmundigen Investitionsversprechen aus Saudi-Arabien, von denen nicht wenige gerade gekürzt, verschoben oder ganz vergessen werden, muß man also vorsichtig mit seiner Begeisterung sein.

Der Big Time Investment-Fonds soll etwa 20 arabische Titel pro Jahr für das große Publikum hervorbringen und folgt auf den Red Sea Fonds der saudi-arabischen Red Sea Film Foundation, der hauptsächlich arabische Kunstfilme mitfinanziert. Auf der Berlinale 2024 liefen die geförderten Filme „Who Do I Belong To“ des tunesischen Regisseurs Meryam Joobeur, „Black Tea“ des in Frankreich lebenden afrikanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako und der Dokumentarfilm „Diaries From Lebanon“ der libanesischen Regisseurin Myriam El-Hajj #

Lh riyadh
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