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Na gut, ein echtes Geheimnis ist es nicht – denn der Grund für den großen Erfolg der saudischen Gemüseproduktion ist meilenweit sichtbar, zumindest von oben. Es sind die kreisrunden “Pivot”-Zirkelfelder, die man aus dem Flugzeug gut erkennt. Sie kommen meist in großen Gruppen. Die Funktionsweise ist einfach wie clever; eine im Zentrum des Feldes fixierte Bewässerung bewegt sich wie ein Uhrzeiger über das Feld. Einmal auf optimale Wassermenge und Dünger justiert, bedarf es nur wenige Menschen, um das Feld effizient bewirtschaften zu können. Die Felder stehen in starkem Kontrast zum Wüstenhintergrund, denn nichts wächst außerhalb der Reichweite des Bewässerungssystems. Allerdings, der Fortschritt schreitet voran, wird die Bewässerungsmethode gerade modernisiert, und daher werden die kreisrunden Felder jetzt nach und nach verschwinden.
Aber noch sieht man sie ! Die größe landwirtschaftliche Fläche ist das Wadi al-Dawasir in der Nähe von Riyadh und am Rande der Rub’ al Khali, auch bekannt als “Das Leere Viertel” – einer 650.000 Quadratkilometer großen, unwirtlichen Wüste. Ausgerechnet hier bilden saftig-grüne Kreise den Kontrast in einer ansonsten beige-sandigen Umgebung. So erstaunlich es ist; Saudi-Arabien ist heute ein erfolgreicher Exporteur von landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
In den 80er Jahren sah das ganz anders aus; damals war man noch weitgehend auf den Import angewiesen. Eine groß angelegte Agrar-Initiative hat vor 40 Jahren die Weichen für den heutigen Erfolg gestellt. Die Idee der Kreisberegnung von Feldern stammt aus den USA, wo diese Art der Landwirtschaft im Mittleren Westen erfolgreich erprobt wurde. Die Bedingungen sind in einem Wüstenstaat allerdings härter, weswegen sich der Erfolg der Zirkelfelder in Saudi-Arabien nicht sofort eingestellt hatte. Es fehlte die Effizienz im Betrieb der Felder, da die Wasserzufuhr immer stark begrenzt war. Erst zusammen mit der Entwicklung neuer Wasserkonzepte Anfang der 2000er Jahre – vor allem die Kombination aus Grundwasser, Meerwasserentsalzung und Regenwassersammlung aus dem Gebirge konnte die zirkulare Landwirtschaft ihre Stärken ausspielen.
Die Zirkelfelder waren ein Segen, doch die neue Tröpfchen-Bewässerung mit langen Schläuchen, die wir im Boden direkt an die Wurzeln führen, spart 40% Wasser
Hamad Fawaz
Saudi-Arabien nutzt heute eine wichtige Chance, die einmalig ist: Das Land befand sich Jahrzehntelang in wirtschaftlichen Stillstand; Staatseinahmen kamen aus dem Öl und aus dem Pilgertourismus, Investitionen in Zukunftstechnologien fanden kaum statt. Deshalb ist das ganze Land heute eine riesige Leinwand, die auf Gestaltung wartet. Die Regierung setzt auf neueste Erkenntnisse und vermeidet den Umweg über Brückentechnologien, von Null auf Hundert soll die Modernisierung des Landes voranschreiten, aus den Fehlern anderer will man lernen und diese vermeiden. So ist das auch mit der Verwandlung der steinigen, trockenen Öde in fruchtbares Farmland. Zu Beginn der Farminitiative wurde vor allem fossiles Wasser genutzt; starke Pumpen förderten das auch im trockenen Saudi-Arabien umfangreich vorhandene Grundwasser aus 1.000 Metern Tiefe. Seit einiger Zeit schon wird dieses Pumpsystem aber durch andere, nachhaltige Bewässerungskonzepte ersetzt, vor allem durch groß angelegte Meerwasserentsalzung.
Auch die kreisrunden Felder werden schon bald verschwinden; anstatt der Beregnung werden immer mehr Felder mit Tröpfchen-Bewässerungsanlagen ausgestattet, bei denen das Wasser direkt an die Wurzeln geführt wird. Eine kreisrunde Form der Felder ist dann nicht mehr erforderlich. Wenn Sie das nächste Mal über Saudi fliegen, halten Sie Ausschau und freuen Sie sich über den Anblick der Zirkelfelder #