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Kingdom of Gaming: Controller statt Öl

Saudi-Arabien greift nach der Gaming-Welt

Foto: Redaktion

Spawn Point Riyadh: Wie Saudi-Arabien mit dem Event „Kingdom of Gaming“ 2026 die globale Spieleindustrie herausfordert

Wenn die Lichter in Riyadh angehen, leuchten sie längst nicht mehr nur auf Paläste, Boulevards und Megabaustellen. Sie leuchten auf Bildschirme. Auf Controller. Auf Avatare. Auf eine Industrie, die größer ist als Film, Fernsehen und Musik: Gaming und E-Sport. Mit einem geschätzten Jahresumsatz von 200 bis 300 Milliarden Euro ist sie das vielleicht mächtigste kulturelle Phänomen unserer Zeit – und Saudi-Arabien will nicht nur mitspielen. Es will den Endboss stellen – der Avatar heißt „Kingdom of Gaming“:

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Nachdem das Land bereits in den letzten Jahren seine digitalen Ambitionen immer weiter hochgefahren hat – weltweit beachtete Events waren erst die Gamers8, dann die jährlichen Esport World Cups, starten die Saudis 2026 das nächste Level. Im Dezember 2026 wird in Riyadh nicht nur gebaut, nicht gebetet, nicht verhandelt – sondern erst mal richtig gezockt. Drei Tage lang. Über 20.000 Besucher, 300 Aussteller, 500 Studios, 50 Start-ups, 200 Investoren werden erwartet.

Der Name der neuen Spielemesse ist so selbstbewusst wie ihr Anspruch: Kingdom of Gaming. Wird das ein klassisches Branchentreffen, eine Messe? Nein; es ist eine Kampfansage:

Saudi-Arabien ist längst tief im Game

Über den Public Investment Fund (PIF) hält das Königreich Beteiligungen an Schwergewichten wie Nintendo, Capcom und Take-Two. Über die Savvy Games Group besitzt es unter anderem Scopely, ESL Faceit und den Pokémon-Go-Entwickler Niantic. Bereits 2023 kündigte Savvy an, rund 35 Milliarden Euro in die Gaming- und E-Sport-Industrie investieren zu wollen. Ende letzten Jahres hieß es, man kontrolliere inzwischen rund 40 Prozent des globalen E-Sport-Marktes.

Organisiert wird das Kingdom of Games von Tahaluf, einem Joint Venture des weltgrößten Spielekonferenz-Veranstalters Informa (GDC) und der Saudi Federation for Cybersecurity, Programming and Drones. Schon das Setting macht klar: Hier geht es nicht um Indie-Romantik oder Nostalgie, sondern um Macht, Skalierung – und Einfluss. Die Veranstalter rechnen damit, dass aus der Messe mindestens 25 Investitions- und Publishing-Deals hervorgehen. Gaming als Industriepolitik, live und in Farbe. Riyadh, so die Vision, soll sich vom reinen Absatzmarkt zum Produktionsstandort für Games, IPs und Talente entwickeln. Vom Konsumenten zum Creator. Vom Player zum Publisher. Das alles passt zu diesem Staat, und man muss es nüchtern sagen: Viel mehr, als es zu westlichen Staaten passt. Ein Blick auf die Altersstatistik zeigt: Saudi-Arabien ist viel jünger als der Westen – die Hälfte der Bevölkerung im Königreich ist um die 30. Zwischen 10 und 20 Millionen Einwohner (je nach Herausgeber der Statistik) geben Gaming als eines ihrer liebsten Hobbies an – bei einer Bevölkerung von 37 Millionen. Egal, wie viele Menschen es tatsächlich sind – tendenziell spielt ein sehr großer Teil der Bevölkerung regelmäßig. Inklusive Kronprinz Mohammed bin Salman, bekennender Call-of-Duty- und Final-Fantasy-Fan.

Annabelle Mander

Das Kingdom of Gaming wird die nächste große Megamarke, sie wird das neue Zentrum der globalen Kreativwirtschaft sein

Der bisher heftigste Move ist die angekündigte Übernahme von Electronic Arts für rund 55 Milliarden Euro, gemeinsam mit Silver Lake und Affinity Partners. Nach Abschluss des Deals soll der PIF 93,4 Prozent der EA-Anteile halten. Battlefield, EA Sports FC, Formel 1, UFC – globaler Sport, digitalisiert, spielbar, skalierbar. Für Saudi-Arabien ist das kein Entertainment. Es ist kulturelle Infrastruktur.

Vergessen wird in der westlichen Berichterstattung regelmäßig eines: Entertainment ist in Saudi-Arabien kein Nebenprodukt, sondern ein zentrales Werkzeug der Vision 2030. Der Staat konsumiert nicht, er investiert. Es geht darum, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, neue Jobs auf vielfältigen Leveln zu schaffen, die neue, saudische Identität zu formen und Loyalität zu sichern. Das Geld, das die Saudis in die Gamingindustrie stecken, ist ein Investment in die Zukunft. Für den Staat, aber auch für den Thronfolger. Denn jede Regierung, egal ob sie nun westlichen oder monarchischen Regeln folgt, wird von der Bevölkerung danach gemessen, was sie für die Menschen tut. Was das Brot kostet, ob sie Arbeitsplätze schaffen kann.

Das Kingdom of Gaming fühlt sich an wie ein logischer nächster Schritt. Eine Bühne, auf der Saudi-Arabien nicht nur investiert, sondern kuratiert. Nicht nur kauft, sondern erzählt. Die Frage ist nicht mehr, ob das Königreich Teil der globalen Gaming-Industrie ist. Das ist längst entschieden. Die eigentliche Frage lautet: Kann man Kreativwirtschaft planen wie eine Megastadt? Oder gilt auch hier die älteste Regel des Gamings…“Skill schlägt Budget“? Wir werden berichten #

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