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Saudi-Arabien will nicht weniger als ein komplettes Wirtschaftssystem neu starten – mit Milliarden-Budgets, Mega-Projekten und der klaren Ansage: „Langeweile war gestern.“ Doch zwischen Vision, Venture und Visualisierungen made in PowerPoint verschwimmt gern mal die Grenze zwischen ambitioniertem Real Talk und brillant inszeniertem Hype.

Saudi-Arabien hat sich vorgenommen, aus einer Ölnation einen ökonomischen Future-Playground zu basteln – und das Game läuft permanent im Hard-Mode. Unter dem Banner der Vision 2030 wird das Königreich seit ein paar Jahren so radikal umgebaut, als hätte jemand eine ganze Volkswirtschaft auf „Factory Reset“ gedrückt. Gesellschaftliche Normen? Werden neu sortiert. Wirtschaftliche Strukturen? Werden einmal komplett entkernt und mit Premium-Features wieder aufgefüllt. Das Endgame: eine moderne, diversifizierte Wirtschaft, die private Unternehmen pushen soll, internationale Investoren anzieht und sich endlich von der Abhängigkeit von Öl freischwimmen kann.
Und dann gibt es noch die NIS – die Nationale Investitionsstrategie, sozusagen der offizielle Cheat Code des Landes. Ihre Vorgabe: Bis 2030 sollen rund eine Billion Euro in bestimmte Zukunftssektoren gepumpt werden. Ein Drittel des gesamten NIS-Volumens. Goldman Sachs nennt das einen „Investitions-Superzyklus“. Ein bisschen so, als würde ein Staat gleichzeitig VC, Accelerator und Unicorn-Fabrik spielen wollen.
Goldman identifiziert sechs Sektoren, die in den kommenden Jahren überproportional absahnen sollen – und zwar so heftig, dass ihr Wachstum andere Branchen wie in einem wirtschaftlichen Domino-Game mitreißt:
1. Clean Tech – der grüne Power-Sprint
Bis 2030 will Saudi-Arabien fast 60 GW erneuerbare Energien und 2–3 GW Kernenergie ins Netz drücken. Dazu kommen Pläne für Wasserstoff, EVs und alles, was sauber, smart und skalierbar klingt. Preisschild laut Goldman: 200 Milliarden Euro. Klingt nach: „Wir machen die Energiewende – aber bitte im XXL-Paket.“
2. Metalle & Bergbau – Schatzsuche 2.0
Seit fünf Jahren gilt ein neues Bergbaugesetz, das Exploration einfacher macht und mehr als eine Billion Euro an unerforschten Bodenschätzen erschließen soll. Geplant sind Investments von fast 200 Milliarden Euro. Analysten sind vorsichtig – vielleicht, weil der Return on Inverstment klingt wie aus einem Pitch Deck, das zu gut ist, um wahr zu sein. Und da schaltet man – wenns um Pitch Decks aus Saudi-Arabien geht – mal lieber einen Gang runter.
3. Transport & Logistik – vom Transitland zum globalen Hub
Saudi-Arabien will zum Top-Reise- und Shipping-Knotenpunkt werden. Dazu kommt ein Upgrade der gesamten Verkehrsstrategie und ein Mega-Boost für den King-Salman-Airport für rund 150 Milliarden Euro. Mood: „Dubai, rutsch mal kurz – wir müssen da durch.“
4. Digital Transformation – Glasfaser auf Steroids
Saudi-Telcos investieren massig in 5G, Glasfaser und digitale Infrastruktur. Invest: Um die 150 Milliarden Euro. Ein Staat, der sein Netz aufpimpt wie ein Gamer seine Grafikkarte.
5. Upstream Energy – Old School, aber lukrativ
Trotz aller grünen Narrative bleibt Öl und Gas ein zentrales Ding. Der Ausbau klassischer Energiekapazitäten gehört weiter zur Strategie, auch wenn das PR-technisch nicht ganz so Instagram-tauglich ist. Gesamt: 250 Milliarden Euro.
6. Downstream Energy – die Chemie-Maschine
Die Analysten von Goldman Sachs prognostizieren zwar stagnierende Treibstoffverkäufe, aber auch eine steigende Nachfrage nach Petrochemikalien. Heißt: Guter Run für Investitionen in Technologien, die Rohöl direkt in Chemikalien umwandeln.
Preis: 100 Milliarden Euro.
Reality Check von #SaudMag: Zwischen Vision und Air Bag
So beeindruckend die Zahlen wirken – die Datenlage bleibt tricky. Das Land ist berüchtigt für schwammige Kommunikation, Informationsnebel, interne Seilschaften und PowerPoint-Visuals, die manchmal eher nach Sci-Fi-Trailer aussehen als nach realistischen Business Cases. Heißt: Jeder Analyst mit gesundem Menschenverstand fährt hier lieber mit doppelter Skepsis – und Airbags #