Rahateaser

Die Everest-Bezwingerin

Vor 10 Jahren erreicht Raha Moharrak den Gipfel der Welt

Foto: R. Moharrak

Es passieren gerade so viele coole Dinge. Das Coolste ist die Entwicklung der Frauenrechte und der Rolle der Frauen in der Gemeinschaft. Wir befinden uns mitten in einer erstaunlichen Veränderung und Verschiebung der Macht im Königreich. Das ist das Coolste daran. Es entwickelt sich auf eine so positive Weise

Raha Moharrak

Diese Frau hat Geschichte geschrieben, vor zehn Jahren, als sie am 18. Mai 2013 im Alter von 25 Jahren als jüngste Araberin und erste saudische Frau den Mount Everest bestieg.

Wie Raha Moharrak heute dasitzt und erzählt, da merkt man gleich, diese Frau hat Power, ist eine geübte Erzählerin. Jede zweite Antwort ein druckreifes Zitat und ein Aufruf zur Emanzipation, die Berge werden zur Metapher für die unabänderbaren, traditionellen Erwartungen der Gesellschaft an die typische Lebensweise einer Frau, die man damals in Saudi-Arabien, vor vielleicht 15 Jahren an sie gestellt hatte. Denn damals waren die Meinungen und Erwartungen der Gesellschaft schwieriger zu bezwingen aus die höchsten Berge der Welt.

Deshalb ist ihre Geschichte auch nicht einfach die Geschichte einer Bergsteigerin. Es ist die Geschichte einer eigensinnigen Frau in einer Gesellschaft, in der Individualismus lange Zeit nicht vorgesehen war. Heute, im modernen Saudi-Arabien, ist das Rollenbild der Frau im Wandel. Aber natürlich sind sieben, acht Jahre politischer Veränderung nur ein Anfang, den die ganze Gesellschaft erst einmal mitmachen muss. Ein Blick nach Deutschland hilft, um das zu verstehen. Denn vier Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sind ehemalige Unterschiede zwischen Ost und West zwar politisch längst überwunden, in den Köpfen der Menschen aber noch sehr gegenwärtig. Bis sich die Lebenswelt der Frauen in Saudi-Arabien allgemein und durchschlagend geändert hat, braucht es ebenfalls Zeit. Und engagierte Menschen – wie eben Raha Moharrak.

Es ist mir überhaupt nicht wichtig die Erste zu sein, wenn es eine andere inspiriert, die Zweite zu werden

Raha Moharrak

Jeddah, hier ist Raha Moharrak aufgewachsen . In einer umtriebigen Millionenstadt mit einem riesigen Industriehafen und einem weltberühmten historischen Kern, direkt am Roten Meer gelegen. Die Temperaturen fallen auch im Winter nie unter 17 Grad und liegen im Sommer meist über 30. Jeddah war schon immer, weil fern der Hauptstadt Riyadh, etwas rebellischer als der Rest des saudischen Königreichs. Aber auch in Jeddah erwartet die Gesellschaft von Frauen, dass sie mit 25 Jahren verheiratet und „sesshaft“ sind – so alt war Raha Moharrak, als sie den Kilimandscharo bestieg. Bei der freigeistigen Frau stand Heirat nicht auf dem Zettel. Mit Anfang 20 fängt sie mit dem Bergsteigen an…aus dem einfachen Grund, weil sie zufällig von einer Frau hörte, die den höchsten Berg Afrikas bestiegen hatte, den Kilimandscharo. Das brachte ihr die Erkenntnis, das auch Frauen alles machen können, was sie wollen und können…und dass Schranken durch die Gesellschaft gesetzt werden, nicht durch die Biologie.

So entstand bei ihr erst einmal die verrückte Idee, es auch zu tun…den höchsten Berg Afrikas zu besteigen. Einfach um zu sehen, ob sie es denn auch schaffen kann. Als Frau aus Saudi-Arabien. Die Antwort kommt hier vorneweg: Ja, es war möglich, es ist möglich, und für Raha Moharrak war es der Beginn einer Reise. Sie blieb nicht stehen und beschloss, sich einer weiteren schwierigen Herausforderung nach der anderen zu stellen, sie hat seitdem alle Gipfel bezwungen, die Bergverrückte auf ihrer Liste haben. Das Wunderbare dabei: Sie hat es geschafft, nicht weil sie eine Frau ist. Oder obwohl sie eine Frau ist. Sie hat es geschafft, weil sie Willenskraft und Ausdauer hat. Punkt. Ja so einfach ist das.

Kilimandscharo…als ich das hörte, dachte ich erst, ist das nicht diese exotische Frucht? Dann wurde mir klar: Nein das ist eine coole Idee!

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Okay das war vielleicht etwas zu schnell. Denn wie man sich denken kann – die Strecke verlief nicht reibungslos. Ihre Familie war am Anfang überhaupt nicht einverstanden, siehe oben: arabische Frau, 25, Heiratskandidatin, gesellschaftliche Erwartungen. Ihr Vater, der sie und ihren Tatendrang immer gefördert hatte, hatte nun doch große Schwierigkeiten, den von ihr eingeschlagenen Weg zu akzeptieren. Es war damals gesellschaftlicher Konse. Es , dass Töchter in Obhut gehören – entweder in die der Familie, vertreten durch den Vater oder einen Bruder, oder in die Obhut eines Ehemannes. Selbst reisen war für eine Frau nicht ohne weiteres möglich; damals durften Frauen ja auch noch nicht einmal Auto fahren. Für Raha Moharrak war es deshalb absolut notwendig, den Segen ihres Vaters zu bekommen. So beschloss sie, ihm einen Brief zu schreiben, in dem sie ihm erklärte, warum sie diesen Weg einschlagen wollte. Sie war der Meinung, dass sie nicht zwischen ihrer Familie und dem Leben, das sie sich erträumte, wählen sollte. Es gelang ihr schließlich, ihn zu überzeugen. Heute steht Raha Moharrak Familie voll hinter ihr und respektiert ihre Entscheidung.

Viele Leser von #SaudiMag sind in der westlichen Welt aufgewachsen. Daher ist es schwer zu verstehen, wie das Leben damals in Saudi-Arabien (und in weiten Teilen der arabischen Welt) war und es größtenteils sogar noch ist. Denn auch für Raha Moharraks Familie war es eine schwere Entscheidung, die Träume der Tochter zu unterstützen. Die ganze Familie wurde von der Gesellschaft kritisiert und es wurde hinterfragt, warum man eine Frau allein reisen lässt, warum der Vater sie Berge besteigen und das Abenteuer suchen ließ, anstatt für einen anständigen Ehemann zu sorgen. Warum die Familie sich nicht darum kümmerte, dass die Tochter sich verschleierte und längst das Haus eines Ehemannes hütete. Manchmal erfordert es viel Kraft und viel Mut, die Träume eines Kindes zu unterstützen, anstatt den bequemen Weg zu gehen, und alle Träume den gesellschaftlichen Konventionen zu opfern.

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Meine Eltern waren die größte Inspiration. Sie haben mir beigebracht, groß zu träumen und größer zu leben. Sie lehrten mich, dass die Grenzen, die wir haben, die sind, die wir uns selbst setzen, und ich verdanke ihnen alles

Raha Moharrak

Wir sind froh, dass wir heute wissen, dass alles gut verlaufen ist, dass es Raha Moharrak gelang, die höchsten Berge auf allen Kontinenten zu erreichen – mit der Kraft, die ihr ihre Familie durch ihre Unterstützung mitgegeben hatte.

Der Höhepunkt ihrer Reise war die Besteigung des Mount Everest, womit sie die erste saudische Frau war, der dies gelang. Wir sind glücklich, dass sie gesund zurück gekehrt ist, dass sie heute als Art Directorin, Coach und Influenzerin erfolgreich ist, und dass sie als eine der ersten Frauen in Saudi-Arabien ein visionäres Zeichen gesetzt hat für alle Mädchen und junge Frauen #

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