Mit den Dresdner Sinfoniker steht die erste arabischsprachige Oper Zarqa Al Yamama kurz vor der Premiere in Riyadh, der Hauptstadt von Saudi-Arabien

Dresdner Sinfoniker spielen die erste arabische Oper

In Riyadh verbinden sich die Kulturen

Foto: King Fahad Kulturzentrum Riyadh/Kulturministerium, Dresdner Sinfoniker

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Angeblich hat schon Shakespeare die Geschichte der Zarqa auf seinen Reisen im Mittelmeer gehört. Das Konzept, zwei Kulturen durch die Musik zu verbinden, ist genial. Denn schließlich ist Musik die einzige wirklich internationale Sprache

Lee Bradshaw, australischer Regisseur der Oper Zarqa Al Yamama

Im April dieses Jahres wird die saudi-arabische Hauptstadt Riyadh Zeuge eines seltenen Schauspiels, denn ein Märchen aus längst vergangenen Tagen scheint Wirklichkeit zu werden. Lang ist es her – die 1970er Jahre, als der damalige Thronprinz Fahad den Bau eines Gebäudes mit einem Auditorium mit 3.000 Plätzen anordnete. Es war seine Hoffnung und sein Traum, dass es eines Tages ein Haus für die arabische Oper werden könnte. Denn Umbrüche und Wirren erreichten das Land, und erst ein halbes Jahrhundert später sind es nun seine Enkel, die den Traum verwirklicht sehen: Das heutige König Fahad Cultural Centre freut sich auf die Premiere von „Zarqa al Yamamah“ – das ist die erste große Oper des Königreichs überhaupt. Sie erzählt die Geschichte der gleichnamigen Heldin aus vorislamischer Zeit. Es ist eine Reise der Liebe, der Stärke und des Schicksals.

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Großen Anteil daran, dass sich ein arabischer Traum nun erfüllt, haben auch die Dresdner Sinfoniker. Sie sind ein weltweit renommiertes Ensemble, das in der Vergangenheit bereits hin- und wieder musikalische Ausfüge in das Morgenland unternommen hat. Mit der Premiere am 25. April (2024) bringen die Dresdner nun die wunderschönen Orchesterstücke der arabischsprachigen Oper Zarqa Al Yamamah auf die Bühne, gemeinsam mit dem tschechischen philharmonischen Chor Brünn, der der Musik eine weitere Ausdrucks- und Klangfarbe verleihen wird.

Zarqa Al Yamamah ist eine globale Produktion, die ein wundervolles Ensemble aus internationalen Musikern und einheimischen Künstlern zusammenführt. Die Originalpartitur, geschrieben und komponiert vom Australier Lee Bradshaw und das Libretto des saudi-arabischen Dichters Saleh Zamanan, erzählen die dramatische Geschichte ihrer Heldin in einer spektakulären Inszenierung voll mitreißender Orchester- und Chorauftritte, zarter Momente der Schönheit und verblüffender Gesangseinlagen. Unter der künstlerischen Leitung von Pablo González ist die britische Mezzosopranistin Dame Sarah Connolly zu hören, die unter anderem als Walküre und in Rheingold des Royal Opera House große Erfolge feierte. In Riyadh interpretiert sie nun die Titelheldin der gleichnahmigen Oper und trifft auf die saudischen Künstler und Künstlerinnen Khayran Al Zahrani (Tenor), Sawsan Albahiti (Sopran) und Reemaz Oqbi (Sopran). Zur internationalen Besetzung gehören außerdem Clive Bayley (Bass), Amelia Wawrzon (Sopran), Serena Farnocchia (Sopran), Paride Cataldo (Tenor) und George von Bergen (Bariton). Die Inszenierung und die Spezialeffekte wurden von Regisseur Daniele Finzi Pasca aus der Schweiz entworfen.

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Basierend auf Legenden und einem uralten Gedicht, erzählt die Oper von einer jungen Frau aus dem Stamm der Jadīs – Zarqa Al Yamamah. Der Legende nach konnte sie mit ihren außergewöhnlich hellblauen Augen eine Woche in die Zu­kunft schauen. In Saudi-Arabien wird sie als Symbol für Stärke und Widerstandskraft verehrt. Die Geschichte spielt im Mittelpunkt einer Epoche, die von politischen Umwälzungen, Stammeskonflikten und der Suche nach arabischer Einheit geprägt ist. Die Heldin sieht das Herannahen einer rivalisierenden Armee voraus, die ihr Volk und sie selbst zu vernichten droht. Zarqa versucht, ihren Anführer und dessen Berater vor der drohenden Gefahr zu warnen – eine Reise der Liebe, der Stärke und des Schicksals beginnt, die die Essenz der arabischen Kultur einfängt und von der Geschichte der Region erzählt.

Mit Lee Bradshaw hat man den passenden Regisseur für diesen Stoff gewinnen können. Seine Kunst besteht darin, durch die Kombination von Orchesterarrangements mit wunderschönen Melodien, traditionellen arabischen Einflüssen und visuellen Effekten ein Erlebnis zu schaffen, das in das Herz der Geschichte eintauchen lässt. Das Bühnenbild nutzt zeitgemäße Medien mit Projektionen und Lichteffekten und ist so gestaltet, dass es alte arabische Landschaften, Paläste und Schlachtszenen nachbildet. Zarqa Al Yamama hat jene zeitlose Kraft der Kunst, die eine universelle Sprache spricht. Die wunderschöne Musik wird Opernfans in eine magische Welt versetzen, in der eine legendäre Geschichte zum Leben erwacht.

Lee Bradshaw: „Zunächst einmal ist die Geschichte eine der berühmtesten vorislamischen Legenden der Welt – angeblich hat sogar Shakespeare von arabischen Seefahrern auf seinen Reisen im Mittelmeer von Zarqa gehört. Was mich wirklich beeindruckt hat, ist, dass im Zentrum der Geschichte eine starke Frauenfigur steht, während die meisten männlichen Rollen Archetypen menschlicher Schwächen sind.“

Saleh Zamanan

Diese Oper verkörpert eine blutige und tränenreiche Tragödie, die die alte Geschichte darstellt, und symbolisiert gleichzeitig die Sorgen der Araber in der heutigen Welt. Die Inszenierung bietet aber auch Hoffnung und das Versprechen einer hellen und glücklichen Zukunft

Saleh Zamanan, saudi-arabischer Dichter und Autor von Zarqa Al Yamama

Wie arbeitet man als westlicher Künstler mit einer Sprache, die man nicht versteht, wie nähert man sich dem Kern einer künstlerischen Botschaft an? Lee Bradshaw arbeitete zunächst mit einer Übersetzung des überlieferten Gedichts über das Leben und Leiden Zarqas. Nachdem er den Text gekürzt und ins Arabische zurückübersetzt hatte, ließ Bradshaw jede einzelne Zeile von einem arabischen Sprecher aufnehmen und zur Phonetisierung an sein Team in Australien schicken. Von dort aus nahm er ein rhythmisches Diktat auf und begann mit der Arbeit an der Partitur. „Es gibt so viel Rhythmus, Musik und Schönheit in der arabischen Sprache“, schwärmt er. „Und wir verwenden jetzt eine Kunstform, die tief in der westlichen Kultur verwurzelt ist, um die berühmte Geschichte der Zarqa in ihrer eigenen Sprache zu erzählen. Diese beiden Dinge miteinander zu verbinden, ist wirklich genial“. Und so ist auch das Konzept, zwei Kulturen mit Musik zu verbinden. Denn schließlich ist Musik die einzige wirklich internationale Sprache.

Wie die Dresdner Sinfoniker mitteilen, die bereits seit Anfang April in Riyadh proben, ist das mehrwöchige Gastspiel als internationale Begegnung konzipiert, bei der kulturelle Neugier zum Motor künstlerischer Exzellenz werden soll. Durch die Beteiligung zahlreicher saudischer Musikerinnen und Musiker trifft klassische Oper auf arabische Musiktradition. Die Dresdner Sinfoniker unter­stützen diese Annäherung über konkreten Kulturaustausch im Rahmen der Opernproduktion und außerhalb. So sind in Zusam­menarbeit mit dem Goethe-Institut und der Deutschen Botschaft in Riyadh flankierende Vermittlungsaktivitäten und Begegnungen mit der saudischen Bevölkerung geplant.Ticketpreise starten bei 200 Saudische Real, das sind rund 25 Euro und können hier Tickets bestellt werden #

Mit den Dresdner Sinfonikern steht die erste arabischsprachige Oper Zarqa Al Yamama kurz vor der Premiere in Riyadh, der Hauptstadt von Saudi-Arabien
Mit den Dresdner Sinfonikern steht die erste arabischsprachige Oper „Zarqa Al Yamama“ kurz vor der Premiere in Riyadh, der Hauptstadt von Saudi-Arabien
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