Makeup für alle Schwestern unter den Sternen

Foto: Asteri Riyadh, Text: Amal

Wüstensicheres Makeup aus Riyadh

Braucht die Welt noch eine Beautymarke, braucht die Welt saudi-arabisches Make-up? Eine nüchternde, deutsche Antwort wäre wohl: warum denn nicht? Gründerin Sara Al Rashed erklärt die Daseinsberechtigung ihrer Marke Asteri in schönen, arabischen Worten: „Asteri existiert, damit Frauen aus dem Nahen Osten ihr Licht in die Welt tragen können – inspiriert von der eigenen Herkunft und aufgeregt darüber, wohin der gemeinsame Weg führen wird.“

Wer ist diese Frau, was steckt hinter ihrer Vision, die so marktwirtschaftlich fundiert, zugleich nahöstlich-traditionell zu sein scheint?

Sara Al Rashed’s Beispiel erzählt so einiges über das Leben in Saudi-Arabien und den gesellschaftlichen Wandel der letzen Jahre, dass es sich lohnt, ihre Geschichte zu erzählen. Denn zu der Zeit, als Sara Al Rashed aufwuchs, war Saudi-Arabien anders als man es heute kennt. Damals war es vollkommen in Ordnung, als Frau nicht zu arbeiten und die Schule nicht fortzusetzen. Sara Al Rasheds Mutter war für die damalige Zeit sehr avantgardistisch, sie ermutigte ihre Kinder dazu, anders zu sein und nicht ungefragt dem zu folgen, was kulturell erwartet wurde.

Sie hatte Glück im Leben, denn sie gehört zu jenen Menschen, die mit einer guten Startposition gesegnet sind und auch weiterhin etwas daraus machen wollen. Sara Al Rashed entstammt einer prominenten saudischen Familie, die im Bank- und Bauwesen tätig ist – und ihren Kindern alle Möglichkeiten bot, ihren Träumen näher zu kommen. Make-up hat eine lange Tradition im Nahen Osten, und für die kleine Sara, die in einem Haus mit drei Schwestern aufwächst, sind die Töpfe, Pinsel und Stifte der Mutter und ihrer Schwestern zuerst nur eine spielerische Möglichkeit, Beziehungen zu pflegen und die eigene Individualität zum Ausdruck zu bringen. Das unterscheidet sie nicht von anderen Mädchen überall auf der Welt. Außergewöhnlich war aber die Liberalität ihres Elternhauses bei zugleich starker Verwurzelung in der saudischen Gesellschaft. Sara Al Rasheds Eltern haben ihre Töchter ermutigt, eigene Wege zu gehen und Berufe zu erlernen – auch wenn das für Frauen damals überhaupt nicht die Norm war.

Lh Riyadh

Im Gegensatz zur Familientradition, die sich eher auf Zahlenkolonnen und technische Zeichnungen begründet, fühlt sich Sara Al Rashed mehr zur künstlerischen Seite hingezogen. Sie absolvierte eine Ausbildung in Design und Innenarchitektur, startet dann eine erfolgreiche Karriere als Innenarchitektin im Ausland.

Es ist erst ein paar Jahre her, dass sie nach Saudi-Arabien zurückkehrt, in ein Land, dessen gesellschaftliches Aufatmen sie aus jeder Windrichtung spüren kann. Es liegt Aufbruch in der Luft. Und sie hat die Idee, all ihre Lieblingsdinge zu vereinen: Kunst und Make-up, Selbstfürsorge und ein Gefühl der Solidarität mit allen Frauen im Nahen Osten – sie nennt es „Schwesternschaft“ und gründet die Beauty-Marke „Asteri“ – ein Make-up-Programm, das Modernität, Internationalität und arabische Traditionen verbinden will. Was als Spiel der Schwestern zuhause begann, schreibt Sara Al Rashed heute mit ihrer Beauty-Marke fort – für eine erweiterte Familie von Schwestern auf der ganzen Welt. Zu Ehren ihrer starken Mutter, die den Kindern soviel mitgegeben hat, trägt einer der typischen Asteri-Lippenstifte ihren Namen: „Johara“. Das ist ein kräftiger Rotton, der Macht symbolisiert.

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Wenn arabische Frauen außerhalb des Nahen Ostens unterwegs sind, denken die Leute, dass wir alle gleich aussehen – mit dickem Kajalstift und mehreren Schichten Make-up. Das ist überhaupt nicht wahr, und wir möchten mit der Marke Asteri dieser Gleichmacherei entgegentreten. Wir wollen global werden und der Welt die moderne arabische Frau zeigen. Mein Ziel ist es, Stereotypien aufzubrechen

Sara Al Rashed, Gründerin der Beautymarke Asteri

Johara, so heißt das dunkle Rot in der Farbpalette ihrer Lippenstifte.
Beauty-Unternehmerin Sara Al Rashed ehrt damit ihre Mutter, die ihr viel Stärke mitgegeben hat

Trotz ihrer charmanten Ausstrahlung betont die saudische Unternehmerin, dass es ihr wichtiger ist, sich auf ihre zukünftigen Kunden zu konzentrieren als auf ihr eigenes Image. Als Gründerin liegt ihr mehr daran, das eigene Unternehmen zu entwickeln als dessen Gesicht zu sein. Wobei ihr bestimmt klar ist, dass alle Gründerpersönlichkeiten gerade in der Startphase immer wichtigen Anteil am Erfolg ihrer Unternehmen haben. So klingt denn auch die Anforderung an ihre Models wie eine Beschreibung ihrer selbst: „Wir wollen keine Frauen, die superschöne Models sind, um die Marke zu repräsentieren. Wir wollen Vielfalt; starke Frauen, die in verschiedenen Bereichen führend sind“.

Tatsache ist, dass Schönheitstrends kommen und gehen. Und, dass Arabien eine der Regionen ist, in denen die Kunst des Schminkens tief verwurzelt ist. Selbst im Angesicht der extremsten Wetterbedingungen haben die Frauen im Nahen Osten hohe Ansprüche an ihr Erscheinungsbild. Asteri rühmt sich denn auch seiner „wüstenfesten“ Formeln – sie sind atmungsaktiv und werden mit reizarmen Inhaltsstoffen hergestellt, die das Make-up auch in Umgebungen haltbar machen, die den Extremen des Nahen Ostens entsprechen. „Wir haben bei 60 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit getestet – und es hält“, versichert Sara Al Rashed. Überhaupt, die saudi-arabische DNA der Marke ist überall zu spüren: Die gepressten Puder sind mit einer speziellen Kalligrafie bedruckt, die den Schriftzug „Schwestern unter den Sternen“ trägt. Benannt nach dem griechischen Wort für Stern, wurde Asteri teilweise durch die Vision der Gründerin von einer Schwesternschaft unter einem gemeinsamen Himmel motiviert. „Ich war auf der Suche nach etwas, das nicht nur bei Arabern, sondern auf der ganzen Welt Anklang findet. Der Nachthimmel hat einen Bezug zu meiner Herkunft, denn die Sterne waren schon immer der Wegweiser der Menschen“, erklärt sie. Und zeigt einmal mehr ihr Talent für arabisch-blumige Formulierungen, denen man gern zuhört. Klar, sie ist ein Kind der Region, daran besteht gar kein Zweifel #

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